Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Geschick
mhd. geschicke, zu ↑ "schicken"; ursprünglich allgemeiner ›(An-)Ordnung‹, danach1.1Ordnung‹, heute umgangssprachlich: Ins Geschicke bringen (L305 Christoph Ernst Steinbach), weder Art noch Geschick (L003 Johann Christoph Adelung 1775); positiv gedeutet und im Anschluß an geschickt (s. unten) seit dem 17. Jahrhundert
1.2Fähigkeit zu gewandtem, mühelosen Handeln‹: der Mensch hat zu allem kein Geschicke (L305 Christoph Ernst Steinbach), im Sinne von ›Fertigkeitdaß sie lernen der Hände Geschik (A131 Friedrich Hölderlin, Pläne und Bruchstükke 71), im Sinne von ›FähigkeitGeschick zur Dichtkunst (L003 Johann Christoph Adelung 1775), Gegensatz "Ungeschick"; im Anschluß an die mittelhochdeutsche Bedeutung ›Vermächtnis‹ seit dem 15. Jahrhundert
2 speziell wie "Schicksal" auf höhere Mächte bezogen ›Fügung‹: Das unvermeidliche Geschick (L308 Kaspar Stieler), Doch mit des Geschickes Mächten / Ist kein ew'ger Bund zu flechten (A222 Friedrich Schiller, Glocke); heute auch mit dem Begriff des Beeinflußbaren, häufig im Plural seine Geschicke selbst in die Hand nehmen; Gegensatz "Mißgeschick"; bergmannsprachlich
3 bis ins 19. Jahrhundert ›Erzader‹.
Geschicklichkeit (1482; L059 DWb); ursprünglich auch zu Geschick(1.1) allgemeiner ›Beschaffenheit‹; daneben wie Geschick(1.2) ›Gewandtheit‹: Einen Entwurf mit… Geschicklichkeit ausführen (L003 Johann Christoph Adelung 1775).
geschickt Adjektiv; Partizip Prät. zu sich "schicken" ›geeignet sein‹; der ist nicht geschickt zum Reich Gottes (A180 Martin Luther, Lukas 9,62); das Neueste ist nicht sehr geschickt, die Fröhlichkeit zu vermehren (Wieland), ein tüchtiges Mädchen,… zu der Arbeit geschickt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Hermann und Dorothea. 7,78). Indem es dann auch ohne nähere Bestimmung gebraucht wurde, entstand der jetzt gewöhnliche Sinn ›gewandt und mühelosdurch eine geschickte Wendung. brachte ich ihn [Mitschüler] nieder (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 26,103,6); auch ›klug, durchdachteine geschickte Antwort (L003 Johann Christoph Adelung 1775); Gegensatz ungeschickt; mundartlich (südhessisch) besonders von Kindern ›brav, artig‹ [Lotte zu Werther:] Sie sollen… auch bescheert kriegen, wenn Sie recht geschikt sind (L092 GoeWb).
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