Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Geschäft
mhd. gescheft(e) zu "schaffen" (schwaches Verb)1 allgemein ›Aufgabe‹, die weltlichen geschefft (Luther; L059 DWb), Seinen Geschaften gewachsen seyn (L308 Kaspar Stieler), Seit jeher ist es das Geschäft des Theaters… die Leute zu unterhalten (B.A024 Bertolt Brecht, Organon; 16,663); im 18. Jahrhundert besonders in der Politik, dazu Staatsgeschäfte; seit dem Frühneuhochdeutschen
2 im Sinn einer Berufsausübung, speziell kaufmannssprachlich, Geschafft verrichten (L105 Georg Henisch), Seinen Geschafften nachgehen (L105 Georg Henisch); im Verlauf des 19. Jahrhunderts spezifiziert
2.1 auf die Unternehmung bezogen ein geschäft, geschäfte (mit jmdm. ) machen (Freytag; L059 DWb); speziell im Sinne von ›Gewinn‹: Gute Geschafte machen (L033 Joachim Heinrich Campe), auch im »gesunkenen Sinn… des Geldmachens um jeden Preis« (L320 Trübner) wie in Geschäftemacherei;
2.2 im Sinne von ›Unternehmen‹: Sein Geschäft geht gut (L333 Karl Friedrich Wilhelm Wander), das geschäft verkaufen (L059 DWb); dazu seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche Zusammensetzungen: Geschäftsfreund, Geschäftsführer, Geschäftsgeist, Geschäftsleben, Geschäftszimmer (alle L033 Joachim Heinrich Campe); seit späterem 19. Jahrhundert
2.3Laden‹: Tags über bin ich im Geschäft, Sonntags sind die Geschäfte geschlossen (L264 Daniel Sanders); seit dem 18. Jahrhundert ⇓ "S064" verhüllend
3Notdurft‹ (Wieland; L059 DWb).
G(e)schaftlhuber"S213" ursprünglich bairisch, umgangssprachlich ›Mann von leerer Betriebsamkeit‹;
Geschäftsmann"S124" Lehnübersetzung von franz. homme d'affaires, bis ins 19. Jahrhundert auch noch ›Staatsmann, Beamter‹;
Geschäftsordnung"S175" seit 1819 (L164 Friedrich Kluge) parlamentarisch ›Reglement‹;
Geschäftssprache"S208"
1Sprache, in der die öffentlichen Obliegenheiten eines Landes verhandelt werden‹, ›Sprache der Verwaltungjenes bedürfnis der allgemeinen geschäftssprache fand auch für Deutschland selbst statt (F.Schlegel; L059 DWb), dann auch ›Sprache der Diplomatiein der hiesigen geschäftssprache ist ›befremden‹ der ausdruck einer misbilligung (1864; L059 DWb); Ende des 19. Jahrhunderts auch
2Sprache der Kaufleute‹ (L059 DWb), dafür dann genauer "Kaufmannssprache".
Geschäftsträger L003 Johann Christoph Adelung 1775, ⇓ "S125" Lehnübertragung von franz. chargé d'affaires;
geschäftig mhd. gescheftic; zu Geschäft(1) ›emsig‹: Geschäftiger Geist, wie nah fühl' ich mich dir! (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,511);
geschäftlich (15. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) zu Geschäft(2): die geschäftlichen verpflichtungen (Freytag; L059 DWb).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Geschäft