Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gering
ahd. giringo, (un)giringi, mhd. geringe, ringe, nur deutsch, mittelniederländisch und altfriesisch (vielleicht verwandt mit griech. rhímpha ›leicht, schnell‹); ursprünglich, bis frühneuhochdeutsch1leicht (von Gewicht)‹, als »besonders oberdeutsch« noch L033 Joachim Heinrich Campe 1808: um ein halbes Pfund zu gering; danach mittelhochdeutsch weiterentwickelt
2von wenig Gehalt, Wert‹, geringer Wein ursprünglich Gegensatz schwerer Wein, daher auch Gegensatz wertvoller Wein, das ist ein geringes [›kraftloses‹] Reich (Luther), geringe Nahrung (A180 Martin Luther, Sirach 29,29), geringe Ware, auf Menschen bezogen ›niedrig‹: geringer Stand, geringe Leute, substantivisch, im Superlativ die geringsten im Lande (A180 Martin Luther, Hiob 30,8), jmdn. geringachten, geringschätzen; daneben seit dem Mittelhochdeutschen als Quantitätsbegriff
3weniggeringe Menge, Mannschaft, Anzahl; auf Abstrakta bezogen zur Bezeichnung von Bedeutsamkeit, im Superlativ zum Ausdruck von Emphase Nicht das geringste (L308 Kaspar Stieler), im Komparativ nichts geringeres als leben und ehre(H. v.Kleist; L059 DWb) ›etwas so Bedeutsames‹, das ist meine geringste Sorge (L308 Kaspar Stieler); in der Litotes ›sehr groß‹: das machte keinen geringen Eindruck auf ihn (L003 Johann Christoph Adelung 1775); substantivisch Vnd war jm ein gerings / das er wandelt (A180 Martin Luther, 1.Könige. 16,31), dazu "verringern". Zusammensetzungen
geringfügig 1616 L105 Georg Henischunbedeutend‹, zunächst abwertend, heute v. a. aufwertend eine geringfügige Abweichung, Änderung (von etwas ansonsten Zufriedenstellendem);
geringschätzig um 1500; ursprünglich auch ›unbedeutend‹: ist Pantheens Freundschaft so geringschätzig in deinen Augen? (Wieland), warum er die letztere so geringschätzig hielt (Lessing); daneben, wie seit dem 18. Jahrhundert nur noch, ›verächtlich‹.
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Ansicht: gering