Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gerecht
ahd. gireht, mhd. gereht; ursprünglich und bis ins 18. Jahrhundert ›gerade‹; daneben1richtig, passenddie Bücher, welche zu gerechter Zeit angekommen sind (Goethe), diesmal weiß ich doch ganz gerecht, sind Sie mir eine Antwort schuldig (Lessing), einem ein Kleid gerecht machen (L004 Johann Christoph Adelung), ein schlichtes Marterholz, ihm paßlich und gerecht nach Kraft und Maß(Chamisso), erhalten redensartlich in allen Sätteln gerecht seinalles können‹ (nach 1541; L059 DWb), in Zusammensetzungen mundgerecht, schulgerecht, schußgerecht; seit dem Gotischen belegt, seit dem Mittelhochdeutschen ausgebreitet die jetzige Bedeutung
2dem Rechtsgefühl entsprechend‹, gerechtes Urteil, gerechte Verteilung, Strafe, Entrüstung, gerechter Vorwurf, allgemeiner gerecht gegen sich selbst seyn (L003 Johann Christoph Adelung 1775); mit anderem Bezug gerechtes Erbe (Schiller), das jmdm. von Rechts wegen zukommt; auf Personen bezogen gerechter Richter, der Gerechte; dazu die feste Wendung jmdm. / etwas gerecht werden ursprünglich ⇓ "S181" rechtssprachlich: da soll einer dem anderen gerecht werden (1432; L059 DWb), verallgemeinert ›angemessen behandeln‹.
Gerechtigkeit mhd. gerehtikeit; ursprünglich und bis ins 19. Jahrhundert
1Berechtigung, rechtmäßiger Anspruch‹; Zusammensetzungen Braugerechtigkeit, Brunnengerechtigkeit, Holzgerechtigkeit, Jagdgerechtigkeit, Weggerechtigkeit, gleichbedeutend Gerechtsame 1482 (L046 DRWb4,284); daneben
2 zu gerecht(2), häufig in der Doppelformel vnd er schafft Recht vnd Gerechtigkeit allem volck (A180 Martin Luther, 2.Samuel 8,15), »neuere wendung« der gerechtigkeit ihren lauf lassen (L059 DWb), So nimm, Gerechtigkeit, denn deinen Lauf! (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug 7); häufig personifiziert, arm der gerechtigkeit (L059 DWb).
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Ansicht: gerecht