Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
genau
mhd. genouwe, ursprünglich mitteldeutsch, zu dem lautlich und semantisch altengl. hnéaw, altnord. hnoggr ›knickerig‹ stimmen; zunächst adverbial gebraucht oder adjektivisch neben substantivischen Zustands- und Vorgangsbezeichnungen, ursprünglich bis ins Frühneuhochdeutsche1nahe‹, so bis ins 18. Jahrhundert wie ↑ "eng": ein genauer Freund (L169 Matthias Kramer 1702), übertragen erhalten: dasz sich die gedanken nicht mehr so genau berühren (Gellert; L059 DWb); daran anschließend
2exakt‹: genau treffen, auffs genaweste gesucht vnnd erforschet (L105 Georg Henisch 1616); genau um ein Uhr (L308 Kaspar Stieler 1691); alles genau wissen wollen (L169 Matthias Kramer); das Brot wiegt genau zwei Pfund; auch wie ↑ "gut": ein genaues Auge, Ohr; speziell im Sinne von ›sorgfältig‹: genau seyn, besehen (L308 Kaspar Stieler); Fräulein Jagert… Sie sind genau (O.E.A108 Otto Erich Hartleben, Ausgewählte Werke III, 69); abwertend ›kleinlich‹: es gar genau nehmen (L169 Matthias Kramer); Die Mutter ist gar zu genau (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3084); im Sinne von ›sparsam‹: ein genauer Mensch (L308 Kaspar Stieler); genau rechnen müssen, danach im Sinne von ›knappmit genauer Noht (L169 Matthias Kramer); mit bestimmtem Bezug
3ganz, völlig, übereinstimmend‹: dir ist genau wie mir (15. Jahrhundert; L059 DWb);
4"S185" Rückmeldepartikel, umgangssprachlich wohl seit etwa 1950 unter dem Einfluß von engl. exactlyHörer hat verstanden, bestätigt den Inhalt des Gesagten und hört weiter zu‹: Der Mann… zum ersten Mal empfand ich, wie es ist, sie nicht zu lieben. Der auf der Straße Angesprochene und beiseite Genommene Ja, ja! Genau, genau! (B.A254 Botho Strauß, Paare 78); ich sagte immer höflich, ach ja, wie interessant, genau (U.A313 Uwe Timm, Johannisnacht 49).
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