Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
gelüsten
ahd. gilusten, mhd. gelusten, gelüsten, gehoben ›Verlangen haben‹, ›begehren‹, hat einfaches lüsten verdrängt. Die Konstruktion zeigt die gleiche Entwicklung. Mit Genitiv das wir nicht vns gelüsten lassen des Bösen (A180 Martin Luther, 1.Korinther 10,6), nur daß der süßen verbotenen Frücht euch ja nicht vor der Zeit gelüste (Wieland), kaum ließ ich des eignen Gutes mich gelüsten (Schiller). Nominativ statt dessen: Las dich nicht gelüsten deines Nehesten Weib (A180 Martin Luther, 5.Mose 5,21), Gottlos ist er, ihn gelüstet / Unsre Hütte, unser Hain (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,11131). Mit nach, jetzt die gewöhnliche Konstruktion, daneben zumit Infinitiv. Zuweilen erscheint statt des Akkusativs der Dativ: was jm(neuere Ausgaben ihn) gelüstet (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 18,1), was dem Herzen gelüstet (Schiller), wie ihren Sinnen gelüstet(Schiller). Endlich erscheint es auch mit der Person, die Verlangen trägt, als Subjekt: daß er ihre Gestalt zu entwerfen gelüstet (Wieland), so verharrte ich im Hause und gelüstete nicht im mindesten ins Freie (G.Keller), sogar transitiv sie lieben dich nicht, sie gelüsten dich (Wieland); zweifelhaft ist was des Menschen Herz gelüsten kann (Wieland), indem entweder wasoder Herz als Subjekt gefaßt werden kann.Gelüst Neutr. , mhd. geluste, gelüste, noch im 19. Jahrhundert geläufige Nebenform Gelust (zumeist Mask. ), ahd. gilust, mhd. gelust, Kollektivum zu "Lust"; gehoben ›heftiges Verlangen‹, ›BegehrenIch habe neulich einen Gelust nach euerm Kopf gehabt (A222 Friedrich Schiller, Fiesko 3,4), nur mit großer Anstrengung unterdrückte er diese Gelüste (A030 Georg Büchner, Lenz 98).
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