Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
geil
(ahd. ); ⇓ "S026"1 die älteste Bedeutung ›übermütig, überheblich‹, dann besonders auch ›übermütig, fröhlich‹ noch im 19. Jahrhundert (L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel);
2 die heutige Hauptbedeutung ›lüstern, sexuell erregt‹ erscheint vereinzelt schon mittelhochdeutsch (vgl. L059 DWb, L320 Trübner), »deutlich seit dem 15. Jahrhundert« (W.L244 Wolfgang Pfeifer); konnotativ schwankend, vgl. abwertend er ist geil wie ein Bock (L097 GWb), dagegen szenesprachlich positiv Ich höre seine Lippen rascheln. Ich werde so geil, von der äußersten Berührung durch seine Wörter (H.A057 Hubert Fichte, Platz 200);
3üppig wachsend‹, ›fruchtbar‹ (mhd. ) geile Triebe, Schößlinge (L337 WdG);
4"S105" jugendsprachlich verblaßt zum ⇓ "S060" Entzückungswort ›großartig, toll‹ (L322 UWb1983) geile Musik, geiles Feeling, geiler Typ (vgl. L106 Helmut Henne, Jugend 35 und 179); gesteigert oberaffengeil; möglicherweise angelehnt an geilim Sinne von ›üppig, überladen‹, ›luxuriös, feudal‹, vgl.: Schräg in den Sessel geklemmt, die Beine über die Armlehne gelegt, die Arme hinterm Nacken verschränkt. Bequem ist es nicht, aber man muß es den geilen Möbeln doch zeigen(1950 A107 Felix Hartlaub, Von unten 52). Zu geil(2) heute
Geilheit (mhd. );
geilen (ahd. ); in der ursprünglichen Bedeutung ›übermütig werden‹ noch von A222 Friedrich Schiller gebraucht, wohl im Anschluß an ›üppig wachsen‹ (mhd. ): Mein Genie geilte frühzeitig über jedes Gehege (1784 Fiesko 1,9); die heutige Bedeutung ›sexuell erregt sein‹, geilen nach etwasnach etwas gierig sein‹ frühneuhochdeutsch (1514 Geiler von Kaisersberg; L059 DWb); ↑ "aufgeilen".
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