Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Geige
spätahd. giga, mhd. gige hat als Bezeichnung des (heute) viersaitigen Streichinstruments allmählich das ältere "Fiedel" (ohne Griffbrett) zurückgedrängt, das jetzt nur noch in verächtlichem Sinn gebraucht wird.⊚⊚ der Himmel hängt (jmdm. ) voller Geigen (um 1500 Keisersberg; L059 DWb) ›(jmd. ) ist glücklich und zuversichtlich‹: Dieses zündete wieder neue Hoffnung in meiner Seele an, und der Himmel hing mir voller Geigen (A172 Friedrich Laukhard, Leben 1,56); nach jmds. Geige tanzensich ganz und gar nach jmdm. richten‹ (um 1850; L059 DWb), in nicht übertragenem Sinn bereits mittelhochdeutsch; die erste/ zweite Geige spielendie Hauptrolle bzw. eine untergeordnete Rolle spielen‹ (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts; vgl. L264 Daniel Sanders, L059 DWb). Im älteren Rechtsleben wurde nach der Ähnlichkeit der Form ein Strafwerkzeug Geige genannt, das bei entehrender Ausstellung verwendet wurde (L046 DRWb 3,1518); dafür auch "Fiedel" (noch bei H. v.Kleist). Dazu
geigen, mhd. gigen;
jmdm. die Wahrheit/ Meinung geigen (schon mhd. , heute umgangssprachlich) ›jmdm. die Wahrheit usw. deutlich mitteilen‹; Zusammensetzungen heimgeigen, vorgeigen. Übertragen fachsprachlich ›singende Töne von sich geben‹, nur bezogen auf Insekten Manche Heuschrecken geigen mit ihrem Oberschenkel(K.Frisch; L337 WdG). Ferner
Geiger mhd. gigære, giger.
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