Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Gefahr
mhd. gevare (L046 DRWb); Gefahr ersetzt allmählich das einfache, bei Luther häufige und bis ins 18. Jahrhundert (vgl. L004 Johann Christoph Adelung s. v. Gefahr) ebenfalls gebräuchliche Fahr, ahd. fara, mhd. vareNachstellung, Hinterlist‹ (vgl. engl. fear); auch die ursprüngliche Bedeutung von Gefahr war ›Nachstellung, feindselige Absicht‹ (vgl. ohngefähr, ↑ "ungefähr"); die heutige ist entstanden, indem es auf den Zustand dessen bezogen ist, gegen den die Nachstellung gerichtet ist (und wurde dann auch dort gebraucht, wo die Bedrohung von absichtslos wirkenden Naturkräften ausgeht): ›Bedrohung‹, ›Möglichkeit, daß ein bestimmter Schaden eintritt‹, (rechtssprachlich und kaufmannssprachlich) ›Risiko‹; in Gefahr geraten, sein, einer Gefahr entgehen, entgegentreten usw.,⊚⊚ auf jmds. Gefahr (kaufmannssprachlich) ›auf jmds. Risiko‹ (1678; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), auf eigene Gefahrauf eigene Verantwortung‹ (1716; L059 DWb); (in) Gefahr laufen (1716; L059 DWb) ›bedroht sein‹ (wohl unter Einfluß von franz. courir risque) Der Witz läuft schon bei seinem Ursprunge in Gefahr zu witzeln (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 18,293,26), ungewöhnlich mit einer Bestimmung: was für Gefahren ich laufe (Wieland), man müßte also diese Gefahr laufen (Schiller) (bei ihm auch mehrmals mit Akkusativ, vgl. doch wollten sie lieber die Ungnade ihres Herrn Gefahr laufen), älter dafür Gefahr stehen; Zusammensetzungen Gefahrenzone, Gefahrenzulage, Abstiegsgefahr, Ansteckungsgefahr, "Lebensgefahr" u. v. a.
gefährden mhd. geværden, zu mhd. geværde, nhd. Gefährde (Nebenform zu Gefahr, bei L003 Johann Christoph Adelung 1775 als veraltet); (⇓ "S146" Nebenformen gefähren und schweizerisch gefahren bis 18. Jahrhundert [L059 DWb], ↑ "Fährnis", "willfahren" [↑ "Wille"]); ›in Gefahr bringen‹; seine Gesundheit, eine Unternehmung, die Umwelt gefährden, oft im Partizip Prät. gefährdete Jugendliche, die gefährdete Versetzung; früher zuweilen auch wie Gefahr laufen: er gefährdete… an der Pest zu sterben (Brentano); dazu
Gefährdung (um 1850; L059 DWb).
gefährlich mhd. geværlich; ›gefahrvollDiese Lilith ist zum Nachtspuk geworden, gefährlich für junge Männer besonders durch ihre schönen Haare (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 461); auch ›gewagtein gefährlicher Haarschnitt(umgangssprachlich), ein gefährliches Spiel. Die ältere und vereinzelt noch im 19. Jahrhundert gebrauchte Form ist fährlich (ahd. ); dazu wieder Fährlichkeitgefährliche Situationvon mancherlei Fährlichkeiten mit heiterem Ausgang (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 29,159,8);
Gefährlichkeit (1517; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) bis ins 19. Jahrhundert (vgl. L004 Johann Christoph Adelung und L059 DWb) auch ›Gefahr‹, heute allein ›gefährliche BeschaffenheitDie Gefarlichkeit des Meeres (L308 Kaspar Stieler).
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