Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Gedächtnis
Neutr. (bis ins 19. Jahrhundert auch Fem. ; L320 Trübner), ahd. githehtnissi, mhd. gedæhtnisse, Ableitung aus dem Partizip gedacht.1 Zunächst allgemein ›das Denken an etwasKinder mehren zwar die Sorgen und Arbeiten deß Lebens, aber sie machen die Gedächtniß des Todtes sänffter (1663; L320 Trübner); speziell
2Gedenken, Andenken‹ (veraltend; L320 Trübner) Gedächtnis/ ruinöses Nichtgerufenwerden. Als hätte die / Mutter vergessen, mich zu Tisch zu bitten (B.A248 Botho Strauß, Erinnerung 15) und übertragen ›Zeichen des Andenkens, Denkmal‹ (veraltet; L320 Trübner) vier Steine mit moosigen Häuptern sind dein einziges Gedächtnis (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,171,2).
3 Heute meist ›Fähigkeit des Gehirns, sich etwas zu merken‹, ›Erinnerungsvermögen‹ (um 1350; L320 Trübner); die Abneigung des Gedächtnisses, etwas zu erinnern, was mit Unlustempfindungen verknüpft war (S.A063 Sigmund Freud I,93), Der menschliche Gebrauch der Sprache ist eine Manifestation des menschlichen Gedächtnisses. Und das ist etwas ganz anderes als der Speicher des Computers (1978 J.Weizenbaum, Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft 277f.);
ein Gedächtnis wie ein Sieb habensehr vergeßlich sein‹, wobei das Gedächtnis »als Gefäß gedacht« wird (L109 Moriz Heyne 1905); Zusammensetzungen z. B. Gedächtnislücke, Gedächtnisschwäche, Gedächtnisstütze, Gedächtnisverlust, Kurzzeitgedächtnis, Namengedächtnis, Ortsgedächtnis, Personengedächtnis, Zahlengedächtnis.
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