Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Gebärde
Fem. (frühnhd. auch Neutr. ), ahd. gibarida, mhd. gebærde, bis ins 19. Jahrhundert (vgl. L059 DWb) häufig Geberde;1 schon mittelhochdeutsch allgemein ›Aussehen, Benehmen, Wesen‹ an Unschuld der Gebärde scheint er ein Mensch von einer andern Erde (Goethe), dazu ungebärdig (mhd. ungebærdec) ›sich übel benehmend‹, heute ›schwer zu zügeln, widerspenstig‹ ungebärdig wie ein junges Kind (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 84);
2 seit dem Frühneuhochdeutschen (z. B. A180 Martin Luther, 1.Mose 4,6) enger ›körperliche Ausdrucksbewegung‹, zumeist mit Hilfe des Gesichts (wie franz. mine) oder der Hände (vgl. L092 GoeWb), metaphorisch Die Blätter fallen, fallen wie von weit,… sie fallen mit verneinender Gebärde (A215 Rainer Maria Rilke, Herbst);
3 heute gehoben, gewöhnlich ›ausdrucksvolle Hand- oder Armbewegung, Geste‹.
gebärden (frühnhd.), seit dem 16. Jahrhundert (L059 DWb) sich gebärden: Er konnte nicht mehr reden, nicht einmal stammeln, und so versuchte er sich zu erlösen, indem er sich gebärdete, als sterbe in ihm ein vorzeitliches Ungeheuer (A102 Peter Handke, Brief 64); dazu Gebärdung, im 18. Jahrhundert üblich, jetzt verdrängt durch
Gebaren (ahd. gibaren, mhd. gebaren), dem substantivierten Infinitiv des veralteten (vgl. L004 Johann Christoph Adelung) Verbs gebaren (ahd. gibaron, mhd. gebaren, zu mhd. bern, ↑ "gebären"), heute noch reflexiv ›sich benehmen, verhalten‹, ⇓ "S126" v. a. durch Goethe in Gebrauch geblieben (L059 DWb).
Gebärdensprache ⇓ "S208" »sprache mittelst geberden« (L059 DWbs. v. Geberdensprache) kann
1.1 als eine besondere Form von »Sprache«: die tonsprache verdrängte die natursprache des ganzen menschen, die physionomische, die gebärdensprache (1770 Lavater; L059 DWb),
1.2 als ein die »wörtersprache« (Engel; L059 DWb) begleitendes und unterstützendes konventionelles Ausdruckssystem des Körpers angesehen werden: die gebärdensprache der Sicilianer (1786 Engel; L059 DWb); hierzu kommt noch eine entschiedene gebärdensprache (Goethe; L059 DWb); auch bei L264 Daniel Sanders. G.Michel, Gebärdensprache 1886; L255 1RL; heute der »nonverbalen Kommunikation« subsumiert, auch Studienfach (Gehörlosensprache).
2 seit dem Frühneuhochdeutschen (z. B. A180 Martin Luther, 1.Mose 4,6) enger ›körperliche Ausdrucksbewegung‹, zumeist mit Hilfe des Gesichts (wie franz. mine) oder der Hände (vgl. L092 GoeWb), metaphorisch Die Blätter fallen, fallen wie von weit,… sie fallen mit verneinender Gebärde (A215 Rainer Maria Rilke, Herbst);
3 heute gehoben, gewöhnlich ›ausdrucksvolle Hand- oder Armbewegung, Geste‹.
gebärden (frühnhd.), seit dem 16. Jahrhundert (L059 DWb) sich gebärden: Er konnte nicht mehr reden, nicht einmal stammeln, und so versuchte er sich zu erlösen, indem er sich gebärdete, als sterbe in ihm ein vorzeitliches Ungeheuer (A102 Peter Handke, Brief 64); dazu Gebärdung, im 18. Jahrhundert üblich, jetzt verdrängt durch
Gebaren (ahd. gibaren, mhd. gebaren), dem substantivierten Infinitiv des veralteten (vgl. L004 Johann Christoph Adelung) Verbs gebaren (ahd. gibaron, mhd. gebaren, zu mhd. bern, ↑ "gebären"), heute noch reflexiv ›sich benehmen, verhalten‹, ⇓ "S126" v. a. durch Goethe in Gebrauch geblieben (L059 DWb).
Gebärdensprache ⇓ "S208" »sprache mittelst geberden« (L059 DWbs. v. Geberdensprache) kann
1.1 als eine besondere Form von »Sprache«: die tonsprache verdrängte die natursprache des ganzen menschen, die physionomische, die gebärdensprache (1770 Lavater; L059 DWb),
1.2 als ein die »wörtersprache« (Engel; L059 DWb) begleitendes und unterstützendes konventionelles Ausdruckssystem des Körpers angesehen werden: die gebärdensprache der Sicilianer (1786 Engel; L059 DWb); hierzu kommt noch eine entschiedene gebärdensprache (Goethe; L059 DWb); auch bei L264 Daniel Sanders. G.Michel, Gebärdensprache 1886; L255 1RL; heute der »nonverbalen Kommunikation« subsumiert, auch Studienfach (Gehörlosensprache).