Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Gatte
mhd. gate›Seinesgleichen, (Art-)Genosse‹ (vgl. "Paar"), auch auf Tiere bezogen (›Paarungspartner‹); daher auf Menschen bezogen frühneuhochdeutsch die ⇓ "S241" verdeutlichende Zusammensetzung ↑ "Ehegatte", dafür erst seit dem 17. Jahrhundert (1652; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) bis Ende des 18. Jahrhunderts auch das Simplex Gatte, im Plural ›Eheleute‹;  GattinEhefrau‹ vor 1723 (J.Ch.Günther; L320 Trübner), daher seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts (L320 Trübner) Gatte im Sinne von ›Ehemann, Gemahl‹ (bei Schiller und Goethe [vgl. L092 GoeWb] auch freier ›Bräutigam, Geliebter‹), ⇓ "S218" jetzt gehoben, daher auch ironisch verwendbar: Der Gatte, alkoholkrank und unbeschäftigt, kam täglich… , um sich im Kiosk seiner Frau die Tagesration zu holen (B.A253 Botho Strauß, Der junge Mann [1984] 13), auf beide Geschlechter bezogen noch in Zusammensetzungen wie Gattenmord, Gattenwahl.
gatten mhd. gatenzusammenkommen, vereinigen‹, reflexiv ›sich zusammenfügen, sich vereinigen‹; seit dem 15. Jahrhundert (L059 DWb) ›sich paaren, sich verbinden‹, auf den Geschlechtsakt (bei Tieren) bezogen, dafür heute meist begatten; vom 16. (1531; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) bis ins 20. Jahrhundert (L109 Moriz Heyne) ›etwas zusammentun, etwas vereinigendie Heilkunst mit der Ritterschaft zu gatten (Wieland; L109 Moriz Heyne); im 17. (L308 Kaspar Stieler) und 18. Jahrhundert (L004 Johann Christoph Adelung) speziell auch ›Waren sortieren‹; daher
Gattung, spätmittelhochdt. gatunge, ›Zusammenstellung des Zusammengehörigen‹ (1449; L320 Trübner), vom 15. (1476; L320 Trübner) bis Ende des 18. Jahrhunderts (L004 Johann Christoph Adelung) speziell ›Sorte (von Waren)‹ (↑ "Sorte"); seit dem 16. Jahrhundert (A180 Martin Luther, Matthäus 13,47) ›Art‹, schon bei L200 Josua Maaler 1561 in fachsprachlichen Schattierungen, ⇓ "S038" wissenschaftssprachlich (Gottsched, I.Kant; L059 DWb) ist die Hierarchie Gattung (genus) und "Art" (species), bei Goethe Einteilungsbegriff im Bereich der Natur wie der Kunst (neben "Genre"); heute ›Gesamtheit von Einzeldingen oder -wesen, die in wesentlichen Eigenschaften übereinstimmen‹ (vgl. L004 Johann Christoph Adelung und L033 Joachim Heinrich Campe) eines vielbändigen Buchwerkes… worin die menschlichen Leiden nach allen ihren Klassen und Gattungen in genauer… Systematik bearbeitet werden sollen (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 346).
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