Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Gast
(ahd. ) gemeingermanisch;1.1 ursprünglich ›FremdlingSo soltu jn auffnemen als einen Frembdlingen oder Gast (A180 Martin Luther, 3.Mose 25,35), welche Bedeutung sich z. T. erhalten hat (vgl. Gastarbeiter, s. unten): mich hier als Patient und richtig als einer von euch zu fühlen, statt, wie bisher, nur als Gast (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 262), wenn auch eher zu interpretieren als ›Besucher, der sich vorübergehend an einem fremden Ort aufhält‹, geflügelt Hier wendet sich der Gast mit Grausen(⇓ "S074" A222 Friedrich Schiller, Ring des Polykrates 92);
1.2 formelhaft bei jmdm. zu Gast sein und jmdn. zu Gast laden/ haben, auch auf mehrere Personen bezogen; Ehrengast, Stargast, bei bestimmten Zwecken Badegast, Kurgast; Gastdozent, Gasthörer, Gastmannschaft, Gastredner; mit dem Plural gebildet Gästebuch, Gästehandtuch, Gästehaus, Gästezimmer;
2 bis ins 17. Jahrhundert auch ›Krieger, Mann‹ »Heut sagt man annoch / es ist ein gast / und verstehet einen sonderlich tapfern / beherzten / klugen Mann« (L284 Justus Georg Schottelius), woraus wohl ⇓ "S202" soldatensprachlich SchildergastSchildwache‹ und ⇓ "S196" seemannssprachlich heute noch üblich ›Matrose, der einen bestimmten Dienst versieht‹ (1767; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache) Rudergast, Signalgast; der Plural lautet hier Gasten, heute jedoch nicht mehr bei "Fahrgast" (↑ "fahren");  
Gastarbeiter für ausländische Arbeitnehmer (F.A.Z. 3.6.1961);
Gastfreund"S122" Lehnbildung L200 Josua Maalers (1561), für lat. hospes nach der älteren Formel Gast und Freund;
Gastfreundschaft L105 Georg Henisch 1616;
Gastgeber (mhd. ) bis ins 20. Jahrhundert ›Gastwirt‹ (L242 Richard Pekrun), noch erhalten z. B. in Gastgeberverzeichnis; seit dem 18. Jahrhundert (1711; L059 DWb) bis heute ›Person, die geladene Gäste bewirtet‹;
Gasthaus ahd. / mhd. gasthus: Ist doch ein Gasthaus zweifelsfrei ein Ort, an dem sich das abspielt, was man leichthin das Leben nenntOrt des Essens und Trinkens, Stätte der entspannten Begegnung (A069 Robert Gernhardt, Glück 36);
Gasthof 1420 (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt);
Gastmahl L200 Josua Maaler 1561;
GastspielAuftritt als Gast‹ (ca. 1850; L059 DWb) das vorläufige Ende meines Gastspiels als Anstreicher (A208 Ulrich Plenzdorf, Leiden 101), älter ist ⇓ "S040" bühnensprachlich
Gastrolle, oft bei A075 Johann Wolfgang von Goethe (Lehrjahre 22,199,4), im Sinne eines herausragenden Parts;
Gaststätte 1909 (L164 Friedrich Kluge), neben Gastwirtschaft u. a. üblich erst nach 1930 (L062 DWG2,404);
GastwirtInhaber eines Lokals oder Restaurants‹ (1635; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt);
Gastwirtschaft L033 Joachim Heinrich Campe 1808;
gastfrei L037 Petrus Dasypodius 1536;
gastieren, Nebenform gasten noch bei L033 Joachim Heinrich Campe, zunächst und bei Goethe noch transitiv ›bewirten‹ (1669; L164 Friedrich Kluge), seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts Wandel zur heutigen Bedeutung ›auf einer Tournee vor Publikum auftreten‹ (1795; L164 Friedrich Kluge);
gastlich ahd. gastlih, mhd. gastlich.
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