Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Galle
1 ⇓ "S087" ahd. galla, mhd. galle, ›gelbe Absonderung der Leber‹, gemeingermanisch, urverwandt griech. chole (↑ "Cholera"), lat. fel, wurzelverwandt mit "gelb" und "Gold". Die Galle von alters her Symbol der Bitterkeit, früher gewöhnlich in Gegensatz zu "Honig" gestellt: gall-bitter ist ihr Herz, wann honigsüß ihr Mund (Weckherlin); sie gilt ferner als Sitz des Zornes⊚ jmdm. geht/ läuft die Galle über (Mitte des 16. Jahrhunderts; L059 DWb), daher steht Galle geradezu für ›Zorn, Geneigtheit zum Zorn‹; häufig
⊚ Gift und Galle (spucken) ›böse und zornig sein (und reden)‹ (L105 Georg Henisch), da die ältere Naturwissenschaft das tierische Gift aus der Galle entstehen läßt (vgl. A180 Martin Luther, 5.Mose 32,33), Wie sie den Joringel sah, ward sie bös, sehr bös, schalt, spie Gift und Galle gegen ihn aus(Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Jorinde und Joringel); schwarze Galle ist ⇓ "S124" Lehnübersetzung von "Melancholie", so bei A222 Friedrich Schiller, Semele, 1. Fass., 298: die schwarze Galle quält / Auch mich;
gallig »Voll zorns« (L200 Josua Maaler 1561 s. v. Gallig), heute ›unfreundlich, übel gelaunt, bitter‹ galliger Humor; bei dem galligen Charakter des Oberkellners (A149 Franz Kafka, Verschollene 171); dazu das mittelhochdeutsche Verb gellen›gallig werden‹, noch bei Schiller: das Herz gällt mir im Leibe;
vergällen (mhd. vergellen) ›bitter wie Galle machen, verbittern‹, ›Lebensmittel ungenießbar machen‹ (L242 Richard Pekrun 1933), redensartlich jmdm. die Freude, den Spaß an etwas vergällen.
2 ⇓ "S087" ahd. galla (L303 Taylor Starck/ L303 John Cordon Wells), mhd. galle (entlehnt aus lat. galla ›Gallapfel‹), eine Art Geschwulst, besonders an den Gelenken oder Sehnen der Pferde; aber auch an Pflanzen, verursacht durch die Gallwespe (um 1800; L059 DWb); übertragen auch für sonstige Anschwellungen und Flecke, besonders für unbrauchbare Stellen (auf Wiesen und Feldern Naßgalle ›eine solche Stelle, die immer naß ist‹).
1 ⇓ "S087" ahd. galla, mhd. galle, ›gelbe Absonderung der Leber‹, gemeingermanisch, urverwandt griech. chole (↑ "Cholera"), lat. fel, wurzelverwandt mit "gelb" und "Gold". Die Galle von alters her Symbol der Bitterkeit, früher gewöhnlich in Gegensatz zu "Honig" gestellt: gall-bitter ist ihr Herz, wann honigsüß ihr Mund (Weckherlin); sie gilt ferner als Sitz des Zornes⊚ jmdm. geht/ läuft die Galle über (Mitte des 16. Jahrhunderts; L059 DWb), daher steht Galle geradezu für ›Zorn, Geneigtheit zum Zorn‹; häufig
⊚ Gift und Galle (spucken) ›böse und zornig sein (und reden)‹ (L105 Georg Henisch), da die ältere Naturwissenschaft das tierische Gift aus der Galle entstehen läßt (vgl. A180 Martin Luther, 5.Mose 32,33), Wie sie den Joringel sah, ward sie bös, sehr bös, schalt, spie Gift und Galle gegen ihn aus(Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Jorinde und Joringel); schwarze Galle ist ⇓ "S124" Lehnübersetzung von "Melancholie", so bei A222 Friedrich Schiller, Semele, 1. Fass., 298: die schwarze Galle quält / Auch mich;
gallig »Voll zorns« (L200 Josua Maaler 1561 s. v. Gallig), heute ›unfreundlich, übel gelaunt, bitter‹ galliger Humor; bei dem galligen Charakter des Oberkellners (A149 Franz Kafka, Verschollene 171); dazu das mittelhochdeutsche Verb gellen›gallig werden‹, noch bei Schiller: das Herz gällt mir im Leibe;
vergällen (mhd. vergellen) ›bitter wie Galle machen, verbittern‹, ›Lebensmittel ungenießbar machen‹ (L242 Richard Pekrun 1933), redensartlich jmdm. die Freude, den Spaß an etwas vergällen.
2 ⇓ "S087" ahd. galla (L303 Taylor Starck/ L303 John Cordon Wells), mhd. galle (entlehnt aus lat. galla ›Gallapfel‹), eine Art Geschwulst, besonders an den Gelenken oder Sehnen der Pferde; aber auch an Pflanzen, verursacht durch die Gallwespe (um 1800; L059 DWb); übertragen auch für sonstige Anschwellungen und Flecke, besonders für unbrauchbare Stellen (auf Wiesen und Feldern Naßgalle ›eine solche Stelle, die immer naß ist‹).