Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Funke
Nebenform Funken, Genitiv Funken und Funkens; mhd. vunke ursprünglich nur in mitteldeutschen Quellen, oberdeutsch dafür mit anderer Ablautstufe vanke (noch jetzt südostdeutsch); althochdeutsch aber bei Notker funcho; frühneuhochdeutsch auch funk;1glühendes TeilchenSprüht um dich des Feuers Glast! / Prasselnd blitzen tausend Funken (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Divan 6,218); er sprengte dasz es funken stob / hinunter von dem hofe (G.A.Bürger; L059 DWb); elektrischer Funke »leuchtende und stechende Funken« (L004 Johann Christoph Adelung s. v. elektrisch); daher übertragen ›Impuls, Anregungder erste funken der lieb (Hölty; L059 DWb); ein funke, der viele gedanken zündete (Alexis; L059 DWb), der zündende funken (L059 DWbs. v. zünden);
2 früh übertragen ›sehr geringe Menge, Winzigkeit‹, bereits althochdeutsch ein Funken Wahrheit (vgl. L059 DWb); häufig im Diminutiv ein Funklein Barmherzigkeit (L308 Kaspar Stieler); alles, was noch einen funken von redlichkeit und vaterlandsliebe in sich fühlte (Wieland; L059 DWb); ein Funke Verstand; ein funke hoffnung glimmt(Weiße; L059 DWb); wohl dazu (oder zu Fink?) veraltet ›leichtfertiger Mensch‹ (Grimmelshausen).
funkeln (1469; L164 Friedrich Kluge), Nebenform fünkeln, ⇓ "S099" Iterativbildung zu funken (s. unten); Es funkelt alles von Gold und Demanten (L004 Johann Christoph Adelung); Sterne, Augen funkeln; auch mit den Augen funkeln als Zeichen von Zorn: mein Widersacher fünckelt mit seinen augen (A180 Martin Luther, Hiob 16,9);
funkelnagelneu 1752 im Titel: [F.Dedekind:] Ludwig Tölpels ganz funkel nagel neue Bauren Moral; ⇓ "S228" verstärktes "neu", gekreuzt aus ↑ "nagelneu" und funkelneu (1678), zu verstehen als ›so neu, wie ein frisch geschmiedeter, noch glühender Nagel‹, Vorstufen: nagelfunkelneu 1725, funkelnadelneu 1732 (L217 MuSpra 1964,253).
funken"S026"
1Funken geben‹ (mhd. ): Glühendes Eisen funket (L004 Johann Christoph Adelung), übertragen lasz das lied electrisch funken(Rückert; L059 DWb);
2 seit dem 1.Weltkrieg ⇓ "S202" soldatensprachlich von der Artillerie ›schießen‹ (1923 K.Bergmann, Deutsches Wörterbuch) Unsere Artillerie funkt (A212 Erich Maria Remarque, Im Westen 115); daher umgangssprachlich ›werfen, schleuderndie Tasche in die Ecke funken.
3"S220" 1914 schlägt ⇓ "S032""S071" O.Sarrazin (L396 ZADS 29,193ff.) funken für ›drahtlos telegraphieren‹ vor (1897 von Marconi erfunden, engl. radio; bei der Technik entstanden anfangs sicht- und hörbare elektrische Funken); in dieser ⇓ "S147" Neubedeutung war funken offenbar bei den Funkern der Marine schon in Gebrauch, es setzt sich rasch durch: Das Luftschiff Italia… ist abgestürzt und funkt, wo es liegt (A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 208). Die Bezeichnung funkenlag nahe, da zur gleichen Wortsippe Funker, Funkspruch u. a. schon in Gebrauch waren. ↑ "morsen".
4 Aus (3) wohl umgangssprachlich ›klappen, funktionierenDas Radio war längst eingerichtet und funkte (1933 F.Schnack, Klick aus dem Spielzeugladen 59); es funkt »geht gut« (L298 Sprach-Brockhaus 1935); daran nachträglich angelehnt auch umgangssprachlich es hat bei jmdm. gefunkter hat sich verliebt‹ (L097 GWb).  
Funker als Plural »Mannschaften der Funkenabteilung« L056 Duden 81905, als Singular »Angehöriger der Funkenmannschaft (für Funkentelegraphie)« L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing 1912, wobei Funken in Funkentelegraphiedrahtlose Telegraphie‹ und die auftretenden kleinen elektrischen Blitze meint. Zugleich erscheinen erste Zusammensetzungen mit Funk-: 1903 Funkspruch (O.Sarrazin, in: L396 ZADS29, 197) »drahtlose Depesche« (L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing), weiter Funkstation, Funkstelle, Funkmeldung, Funkdienst u. a. (1919 L396 ZADS34,92f.), Funkempfangsgerät, Funkausstellung (L056 Duden 101929), Funkgerät, Funktechnik, Funkturm (L056 Duden 111934; hier auch schon Sendeanlage, Sendestation, "Sender" usw., bezogen auf Rundfunktechnik); inzwischen übertragen Funkstille (Radio): zwischen ihnen herrscht Funkstillesie reden nicht mehr miteinander‹; ⇓ "S149" 1924 amtliche Einführung von ↑ "Rundfunk" (neben verbreiteterem [engl./ franz. ] "Radio"), kurz
Funk"S131""S149" »Rundfunk[wesen], drahtlose Telegraphie« L056 Duden 121941 (mit Funkwart); dazu wiederum Funkhaus, Funkdichter, Funkdrama, Funkspiel, Kinderfunk, Schulfunk (alle 1943 L062 DWGII,389f.); Film und Funk, Funk und Fernsehen; im Zusammenhang mit dem Rundfunk (und dann Fernsehen) wird statt funken das Verb ↑ "senden" verwendet.
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