Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
fromm
mhd. frum, aus der althochdeutschen Wendung fruma wesan ›nützen‹ mit dem Substantiv fruma ›Vorteil‹, verwandt mit ⇑ "für", "vor". Steigerung frommer, frommst und frömmer, frömmst;1 ursprüngliche Bedeutung ›nützlich‹ (s. unten Fromme, frommen), auf Personen bezogen ›tüchtig‹, dann moralisch ›rechtschaffen‹;
2.1 speziell auf das religiöse Verhalten bezogen seit dem 16. Jahrhundert durch die Bibel, hier aber auch noch die ältere Verwendung: ei du frommer und getreuer Knecht; die Bösen und Frommen; Gott selbst heißt fromm; im 18. Jahrhundert die Frommen für die Pietisten (L092 GoeWb), vgl. auch die Stillen im Lande… jene frommen Seelen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 28,106,13);
2.2 ›gutmütig, fügsam, bescheiden‹ (veraltet) wohl erst aus der religiösen Bedeutung abgeleitet oder unter deren Einfluß entstanden: frommes Pferd/ Kind, "lammfromm", fromme Bitte; geflügelt Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, / Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt (A222 Friedrich Schiller, Tell 4,3); so noch in
⊚ frommer Wunsch ›naiver Wunsch, der nicht in Erfüllung geht‹, nach Speners Schrift Pia desideria (1675).
Fromme veraltet, schwaches Mask. , ›Vorteil‹, mhd. vrume Mask. / Fem. , ahd. fruma: Frommen bringen öfters bei Luther; jetzt nur noch zum Frommen, zu Nutz und Frommen.
frommen ⇓ "S015" veraltet ›nützen‹, ahd. frummen; es fromet dir nichts / das du gaffest nach dem / das dir nicht befolhen ist (A180 Martin Luther, Jesus Sirach 3,23).
Frömmeleiabwertend ›Bigotterie‹: eine durch Frömmelei ihr unverantwortliches Rückstreben beschönigende Kunst (Goethe).
frömmeln abwertend, Ende des 18. Jahrhunderts ich hätte den Judas… gewis mit einem frömmelnden lächeln gemahlt (Lichtenberg; L059 DWb).
Frömmigkeit ahd. frumicheit, mhd. vrümecheit, bei Luther ›justitia‹; von Goethe als Verdeutschung von "Pietät": wie denn die Deutschen immer gegen früh abgeschiedene Talente eine besondere Frömmigkeit bewiesen haben.
Frömmler L033 Joachim Heinrich Campe 1808 verächtlich »eine Person die Frömmigkeit heuchelt«, älter ⇓ "S166" Frömmling L003 Johann Christoph Adelung 1775.
mhd. frum, aus der althochdeutschen Wendung fruma wesan ›nützen‹ mit dem Substantiv fruma ›Vorteil‹, verwandt mit ⇑ "für", "vor". Steigerung frommer, frommst und frömmer, frömmst;1 ursprüngliche Bedeutung ›nützlich‹ (s. unten Fromme, frommen), auf Personen bezogen ›tüchtig‹, dann moralisch ›rechtschaffen‹;
2.1 speziell auf das religiöse Verhalten bezogen seit dem 16. Jahrhundert durch die Bibel, hier aber auch noch die ältere Verwendung: ei du frommer und getreuer Knecht; die Bösen und Frommen; Gott selbst heißt fromm; im 18. Jahrhundert die Frommen für die Pietisten (L092 GoeWb), vgl. auch die Stillen im Lande… jene frommen Seelen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 28,106,13);
2.2 ›gutmütig, fügsam, bescheiden‹ (veraltet) wohl erst aus der religiösen Bedeutung abgeleitet oder unter deren Einfluß entstanden: frommes Pferd/ Kind, "lammfromm", fromme Bitte; geflügelt Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, / Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt (A222 Friedrich Schiller, Tell 4,3); so noch in
⊚ frommer Wunsch ›naiver Wunsch, der nicht in Erfüllung geht‹, nach Speners Schrift Pia desideria (1675).
Fromme veraltet, schwaches Mask. , ›Vorteil‹, mhd. vrume Mask. / Fem. , ahd. fruma: Frommen bringen öfters bei Luther; jetzt nur noch zum Frommen, zu Nutz und Frommen.
frommen ⇓ "S015" veraltet ›nützen‹, ahd. frummen; es fromet dir nichts / das du gaffest nach dem / das dir nicht befolhen ist (A180 Martin Luther, Jesus Sirach 3,23).
Frömmeleiabwertend ›Bigotterie‹: eine durch Frömmelei ihr unverantwortliches Rückstreben beschönigende Kunst (Goethe).
frömmeln abwertend, Ende des 18. Jahrhunderts ich hätte den Judas… gewis mit einem frömmelnden lächeln gemahlt (Lichtenberg; L059 DWb).
Frömmigkeit ahd. frumicheit, mhd. vrümecheit, bei Luther ›justitia‹; von Goethe als Verdeutschung von "Pietät": wie denn die Deutschen immer gegen früh abgeschiedene Talente eine besondere Frömmigkeit bewiesen haben.
Frömmler L033 Joachim Heinrich Campe 1808 verächtlich »eine Person die Frömmigkeit heuchelt«, älter ⇓ "S166" Frömmling L003 Johann Christoph Adelung 1775.