Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
frisch
ahd. frisc, mhd. vrisch, westgermanisch (engl. fresh); ins Romanische entlehnt: franz. frais, ital. / span./ portugies. fresco, daher FreskoMalerei auf frischem, noch feuchtem Kalk‹ (L003 Johann Christoph Adelung 1775);1eben erst entstanden‹ bzw. ›in Gebrauch genommen‹, daher ›noch neu‹, ›ursprünglich‹: wo das Gras aus der Wurzel / Frisch, wie die Quelle mir keimt (A131 Friedrich Hölderlin, Die Musse), ein frisches Grab, frische Wäsche, frische Farbe, frisch gestrichen, frische Luft; dazu Frischfisch, Frischgemüse, Frischhaltebeutel (Neuprägung; L337 WdG), Frischwasser nach dem Wortbildungsmuster der neueren technischen Sprache (vgl. L320 Trübner), dazu umgangssprachlich frischgebacken, auch übertragen frischgebackener Ehemann;
2 auf Lebewesen und Lebenserscheinungen bezogen ›regsam, munter‹, daher Frisch und frolich (L037 Petrus Dasypodius); F.L.Jahns ⇓ "S046" »wahlspruch der turner«
frisch, frei, fröhlich, fromm (L059 DWb), bei L105 Georg Henisch frisch / frolich / freundtlich / frum/ Ist aller Studenten Reichthumb, in Varianten seit dem 16. Jahrhundert (vgl. L360 ZDW9,308);
frisch gewagt ist halb gewonnen (L308 Kaspar Stieler; bei L105 Georg Henisch Frisch auff ist halb gewunnen), der »Aufmunterungsruf« (L033 Joachim Heinrich Campe) und beliebte Volksliedbeginn frischauf!, Verstärkung zu frisch!: Frisch, Gesellen, seid zur Hand (A222 Friedrich Schiller, Glocke). Die Vorstellung des Regsamen verblaßt in dem Ausdruck auf frischer Tat (mhd. ) »jetzt gleich« (L105 Georg Henisch), verbunden mit "ertappen" ›jmdn. bei einer verbotenen Handlung überraschen‹;
3kühl‹, auf Wind, Wetter etc. bezogen: frische Brise, übertragen ›neuSein Verteidiger hatte frischen Wind in die Segel bekommen (Musil; L337 WdG),
sich frischen Wind um die Nase wehen lassenLebenserfahrungen machen‹. Das einfache Verb frischen (mhd. ) ist erhalten in ↑ "erfrischen" sowie in
auffrischenerneuern, aufpolieren‹ (17. Jahrhundert), übertragen z. B. Französischkenntnisse wieder auffrischen (in diesem Sinne bei Goethe oft anfrischen); ⇓ "S196" seemannssprachlich vom Wind ›stärker werden‹ seit Mitte des 19. Jahrhunderts (L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache).
Frische mhd. vrische, erst im 19. Jahrhundert wiederaufgenommen, denn J. L.L078 Johann Leonhard Frisch vermißt »ein Substantivum von frisch« und L004 Johann Christoph Adelung sieht es »nur in einigen wenigen Fällen« bei den Malern und Jägern gebraucht; bei L033 Joachim Heinrich Campe »Beschaffenheit einer Sache, da sie frisch ist«; bei A075 Johann Wolfgang von Goethe die ewige Frische im Sinne von ›Ozean‹ (Faust II,6023; auch in Farbenfrische, Meeresfrische); redensartlich in dem Gruß Bis morgen in alter Frische! ↑ "Sommerfrische".
Frischling ahd. friscing, mhd. vrisch(l)inc, ursprünglich ›Opfer(tier)‹ (vgl. L287 Rudolf Schützeichel), daher noch bei L105 Georg Henisch »Hammel«, dann jedes neu geborene oder junge Tier, schließlich in der »gemeinsten Bedeutung [… ] junges wildes Schwein« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch); neu scherzhaft ›ein in einem bestimmten Bereich Unerfahrener‹.
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