Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Freund
ahd. / mhd. friunt, got. frijonds, schon gemeingermanisch substantiviertes Partizip (gleiche Bildungsweise bei "Feind", "Heiland") zu einem Verb frijon ›lieben‹, (↑ "frei", "freien"); altgermanisch auch ›Verwandter‹, so noch öfters bei Luther: hat er nicht Vettern, sollt ihr es seinen nächsten Freunden geben, die ihm angehören in seinem Geschlecht, so noch mundartlich, allgemein in Blutsfreund; seit dem Mittelhochdeutschen wie franz. ami1 ›Liebender, Liebhaber‹, bei A180 Martin Luther im Hohenlied: Mein Freund ist mir ein büschel Myrrhen / das zwischen meinen Brüsten hanget (1,13), »sehr oft in liedern« (L059 DWb) und heute oft mit fest verbunden: Susi… hatte schon einen festen Freund(A083 Günter Grass, Blechtrommel 209); daneben allgemeiner
2 »eine Person, die man liebt, deren Bestes man zu befördern sucht, ohne Rücksicht auf das Geschlecht« (L004 Johann Christoph Adelung), für den Vertrautesten bereits mittelhochdeutsch bester Freund: an dem besten vriunde den ich han (L059 DWb), häufig kontrastierend Freund und Feind (L308 Kaspar Stieler) ›jedermann‹, In dem Arme des Freunds wissen ein Freund zu sein (A131 Friedrich Hölderlin, Stammbuchblatt für Johann Christian Benjamin Rümelin; 2,347), Jemanden zum Freunde haben, sich jemanden zum Freunde machen (L004 Johann Christoph Adelung), Er wünschte sich diesen hübschen… Jungen zum Freunde (A123 Hermann Hesse, Narziß und Goldmund [1930] 29), sprichwörtlich Freunde in der Not gehen hundert / tausend auf ein Lot (vgl. L333 Karl Friedrich Wilhelm Wander), als ⇓ "S011" Anrede Grau, teurer Freund, ist alle Theorie (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2038), Komm! ins Offene, Freund! (A131 Friedrich Hölderlin, Der Gang aufs Land), als abschließende Grußformel Diß zum Andenken / von Deinem Freund/ Hölderlin (A131 Friedrich Hölderlin, Stammbuchblatt für Joh.Chr.B.Rümelin; 2,347), ironisch Du bist mir ein schöner Freund (L320 Trübner), im Diminutiv herablassend lern', skandiere unverdrossen, Freundchen (Eichendorff; L320 Trübner), warnend: Freundchen, sei vorsichtig! (L320 Trübner); in der festen Wendung
⊚ gut Freund sein mit, häufig, um Beziehungen auszudrücken: er ist gut freund mit dem minister(L059 DWb); redensartlich wenn der Preis einer Ware niedriger ist, als es ihrem Wert entspricht: das kostet unter Freunden… (vgl. L097 GWb); euphemistisch Freund Hein (↑ "Heinzelmännchen"); abstrakt wie ›Liebhaber‹: ich bin kein Freund von vielen Reden (L004 Johann Christoph Adelung), verfestigt, daher auch von Frauen: [Marthe Schwerdtlein:] Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3011), dazu Gartenfreund (L308 Kaspar Stieler) usw.; im 19. Jahrhundert abgeblaßt zum Ausdruck eines besonderen Interesses: Frankreich und England waren in diesem Kriege Freunde (L264 Daniel Sanders), Meine politischen Freunde »Parteigenossen« (L320 Trübner), so bis 1989 in der DDR für die sowjetischen Verbündeten (vgl. 1990 Die Zeit, Nr. 34,56), Verein der Freunde und Förderer des Stadttheaters.
Freundin ahd. friuntinna, mhd. vriundinne: Sie ist meine gute Freundin (L308 Kaspar Stieler), wie Freund im Sinne von ›Geliebte‹: Stehe auff meine Freundin / meine schöne (A180 Martin Luther, Hohes Lied Salomos 2,10), im Sinne von ›Liebhaberin‹: Diana, der Freundin der Jagden(Schiller; L264 Daniel Sanders).
freundlich ahd. friuntlih, mhd. vriuntlich; ›wohlgesonnen‹, ›liebenswürdig‹, biblisch: Dancket dem Herrn / Denn er ist freundlich (A180 Martin Luther, Psalm 106,1), sich… freundlich begrußen (L308 Kaspar Stieler), als Bitte: sei so freundlich, ich bitte dich freundlich (L308 Kaspar Stieler), als Dank: das ist sehr freundlich, neutrale Briefabrede mit freundlichen Grüßen; übertragen: waren sie jm feind / vnd kundten jm kein freundlich wort zusprechen (A180 Martin Luther, 1.Mose 37,4), auf eine ansprechende Erscheinung bezogen: Freundlicher Anblick (L308 Kaspar Stieler), vom Wetter, wenn die Sonne scheint (vgl. L059 DWb).
Freundschaft ahd. friuntscaf, mhd. vriuntschaft;
1 die Bedeutung ›Verwandtschaft‹ ist seit dem 19. Jahrhundert veraltet (vgl. L264 Daniel Sanders), heute noch landschaftlich (A.Götze, in: L360 ZDW12,93ff.);
2 auf die Beziehung zweier einander zugeneigter Menschen bezogen: der mensch hat nichts so eigen… als dasz er… freundschaft halten kann (S.Dach; L059 DWb), Die wahre Freundschaft ist die gegenseitige Hochachtung und Neigung tugendhafter Gemüther (Gellert; L004 Johann Christoph Adelung), so im 18. Jahrhundert zum Kult geworden, vgl. auch die vielen Zusammensetzungen: Freundschaftsband, Freundschaftbeweis, Freundschaftdienst, Freundschaftkuß, Freundschaftpfand, Freundschaftsinn (alle L033 Joachim Heinrich Campe); formelhaft zur Kommentierung einer Ermahnung oder eines Vorwurfs: ich sage es dir in aller freundschaft (L059 DWb); ⇓ "S045" »Neubedeut[ung] DDR Gruß der Freien Deutschen Jugend« (L337 WdG): Herr Siebmann… im blauen Hemd der Freien Deutschen Jugend… erreichte die allgemeine Einführung des Wortes ›Freundschaft‹ als Grussformel (A142 Uwe Johnson, Babendererde 159);
freundschaftlich (L305 Christoph Ernst Steinbach) verdrängte freundlich im Sinne von ›wohlgesonnen‹: Ich bath ihn auf das freundschaftlichste (L004 Johann Christoph Adelung), einen freundschaftlichen (›gutgemeinten‹) Rat erteilen.
2 »eine Person, die man liebt, deren Bestes man zu befördern sucht, ohne Rücksicht auf das Geschlecht« (L004 Johann Christoph Adelung), für den Vertrautesten bereits mittelhochdeutsch bester Freund: an dem besten vriunde den ich han (L059 DWb), häufig kontrastierend Freund und Feind (L308 Kaspar Stieler) ›jedermann‹, In dem Arme des Freunds wissen ein Freund zu sein (A131 Friedrich Hölderlin, Stammbuchblatt für Johann Christian Benjamin Rümelin; 2,347), Jemanden zum Freunde haben, sich jemanden zum Freunde machen (L004 Johann Christoph Adelung), Er wünschte sich diesen hübschen… Jungen zum Freunde (A123 Hermann Hesse, Narziß und Goldmund [1930] 29), sprichwörtlich Freunde in der Not gehen hundert / tausend auf ein Lot (vgl. L333 Karl Friedrich Wilhelm Wander), als ⇓ "S011" Anrede Grau, teurer Freund, ist alle Theorie (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2038), Komm! ins Offene, Freund! (A131 Friedrich Hölderlin, Der Gang aufs Land), als abschließende Grußformel Diß zum Andenken / von Deinem Freund/ Hölderlin (A131 Friedrich Hölderlin, Stammbuchblatt für Joh.Chr.B.Rümelin; 2,347), ironisch Du bist mir ein schöner Freund (L320 Trübner), im Diminutiv herablassend lern', skandiere unverdrossen, Freundchen (Eichendorff; L320 Trübner), warnend: Freundchen, sei vorsichtig! (L320 Trübner); in der festen Wendung
⊚ gut Freund sein mit, häufig, um Beziehungen auszudrücken: er ist gut freund mit dem minister(L059 DWb); redensartlich wenn der Preis einer Ware niedriger ist, als es ihrem Wert entspricht: das kostet unter Freunden… (vgl. L097 GWb); euphemistisch Freund Hein (↑ "Heinzelmännchen"); abstrakt wie ›Liebhaber‹: ich bin kein Freund von vielen Reden (L004 Johann Christoph Adelung), verfestigt, daher auch von Frauen: [Marthe Schwerdtlein:] Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3011), dazu Gartenfreund (L308 Kaspar Stieler) usw.; im 19. Jahrhundert abgeblaßt zum Ausdruck eines besonderen Interesses: Frankreich und England waren in diesem Kriege Freunde (L264 Daniel Sanders), Meine politischen Freunde »Parteigenossen« (L320 Trübner), so bis 1989 in der DDR für die sowjetischen Verbündeten (vgl. 1990 Die Zeit, Nr. 34,56), Verein der Freunde und Förderer des Stadttheaters.
Freundin ahd. friuntinna, mhd. vriundinne: Sie ist meine gute Freundin (L308 Kaspar Stieler), wie Freund im Sinne von ›Geliebte‹: Stehe auff meine Freundin / meine schöne (A180 Martin Luther, Hohes Lied Salomos 2,10), im Sinne von ›Liebhaberin‹: Diana, der Freundin der Jagden(Schiller; L264 Daniel Sanders).
freundlich ahd. friuntlih, mhd. vriuntlich; ›wohlgesonnen‹, ›liebenswürdig‹, biblisch: Dancket dem Herrn / Denn er ist freundlich (A180 Martin Luther, Psalm 106,1), sich… freundlich begrußen (L308 Kaspar Stieler), als Bitte: sei so freundlich, ich bitte dich freundlich (L308 Kaspar Stieler), als Dank: das ist sehr freundlich, neutrale Briefabrede mit freundlichen Grüßen; übertragen: waren sie jm feind / vnd kundten jm kein freundlich wort zusprechen (A180 Martin Luther, 1.Mose 37,4), auf eine ansprechende Erscheinung bezogen: Freundlicher Anblick (L308 Kaspar Stieler), vom Wetter, wenn die Sonne scheint (vgl. L059 DWb).
Freundschaft ahd. friuntscaf, mhd. vriuntschaft;
1 die Bedeutung ›Verwandtschaft‹ ist seit dem 19. Jahrhundert veraltet (vgl. L264 Daniel Sanders), heute noch landschaftlich (A.Götze, in: L360 ZDW12,93ff.);
2 auf die Beziehung zweier einander zugeneigter Menschen bezogen: der mensch hat nichts so eigen… als dasz er… freundschaft halten kann (S.Dach; L059 DWb), Die wahre Freundschaft ist die gegenseitige Hochachtung und Neigung tugendhafter Gemüther (Gellert; L004 Johann Christoph Adelung), so im 18. Jahrhundert zum Kult geworden, vgl. auch die vielen Zusammensetzungen: Freundschaftsband, Freundschaftbeweis, Freundschaftdienst, Freundschaftkuß, Freundschaftpfand, Freundschaftsinn (alle L033 Joachim Heinrich Campe); formelhaft zur Kommentierung einer Ermahnung oder eines Vorwurfs: ich sage es dir in aller freundschaft (L059 DWb); ⇓ "S045" »Neubedeut[ung] DDR Gruß der Freien Deutschen Jugend« (L337 WdG): Herr Siebmann… im blauen Hemd der Freien Deutschen Jugend… erreichte die allgemeine Einführung des Wortes ›Freundschaft‹ als Grussformel (A142 Uwe Johnson, Babendererde 159);
freundschaftlich (L305 Christoph Ernst Steinbach) verdrängte freundlich im Sinne von ›wohlgesonnen‹: Ich bath ihn auf das freundschaftlichste (L004 Johann Christoph Adelung), einen freundschaftlichen (›gutgemeinten‹) Rat erteilen.