Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Freude
zu "froh", wie "Gemeinde" zu "gemein"; ahd. frewida, frouwida, mhd. vröude, vröide, vreude (häufig im Plural, daher noch mit, vor Freuden; ↑ "Ehre"); bei L037 Petrus Dasypodius Freüd, bei L200 Josua Maaler Froud, »froligkeit / lust / kurzweil / wolgefallen / wunne / ergotzligkeit« (L105 Georg Henisch), A222 Friedrich Schillers Lied an die Freude: Freude schöner Götterfunken, präpositional mit vor: Sy wußtend vor Frouden nit was sy thatind(L200 Josua Maaler), häufig im Plural Sah ein Knab' ein Röslein stehn, / … Sah's mit vielen Freuden (A075 Johann Wolfgang von Goethe Heidenröslein), mit Freuden in den Tod, in die Schlacht gehen (L004 Johann Christoph Adelung s. v. freudig); dazu "Lebensfreude" ↑ "Leben", "Schadenfreude" ↑ "Schaden", Mutterfreuden »der Mutter als Mutter über ihre Kinder« (L033 Joachim Heinrich Campe); Freude drückt sich mit »gebard oder gesang« (L037 Petrus Dasypodius) aus oder ist »heimliche Froud« (L200 Josua Maaler); in zahlreichen festeren Verbindungen, mit dem Gegensatz Ich bin jnen in Froud vnnd leid beholffen gewasen (L200 Josua Maaler); es ist mir eine Freude (L169 Matthias Kramer), seine Freude haben an etwas (L169 Matthias Kramer), einem eine eitele Freude machen (L305 Christoph Ernst Steinbach), Freude bringen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch). ⇓ "S075"Vorfreude »eine vorhergehende Freude, auf welche die eigentliche größere Freude folgt« (L033 Joachim Heinrich Campe). ⇓ "S075"
Freudenfeuer mhd. vröuden viur, z. B. »umb erlangten sig« (L200 Josua Maaler) zu feiern;
Freudenfest »des sigs« (L037 Petrus Dasypodius);
Freudenhaus
1 mhd. vröudenhus, als Gegensatz zu Trauerhaus (A180 Martin Luther, Jesaja 32,13) »ein im Hochdeutschen ungebräuchliches Wort« (L004 Johann Christoph Adelung), daher seit Ende des 18. Jahrhunderts verwendbar als
2 »Unzuchtshaus« (L033 Joachim Heinrich Campe), ›Bordell‹;
Freudenmädchen"S124" Lehnübersetzung von gleichbedeutend franz. fille de joie (1788; L164 Friedrich Kluge) nach Töchterchen der Freude (1778 Wieland; ebenda) und Töchter der Freude (1783 Schiller;ebenda), bereits frühnhd. freudenweib;
Freudentag mhd. vröudentac »dem wollust vnd guten laben verordnet« (L200 Josua Maaler);
Freudentanz (L033 Joachim Heinrich Campe), mhd. vröudentanz;
Freudentränen (L169 Matthias Kramer).
freudig späte Bildung aus Freude, 1536 »frech« (L037 Petrus Dasypodius) im ursprünglich positiven Sinn, daher in der Bibel statt des von Luther gesetzten freidigmutig‹ (ahd. ›abtrünnig‹), ebenso ersetzt Freudigkeit Freidigkeit, daher Freude entsprechend; gantz getrost und freudig zum Tod etc. gehen (L169 Matthias Kramer); in diesem verkehrten Sinn, sah ich sie freudig, ja freudig!.. fallen und sterben (Ch.A284 Christa Wolf, Kassandra 10); dann auch »frolich«, »mit freuden« (L105 Georg Henisch), in der festen Verbindung freudiges EreignisGeburt‹.
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