Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
fressen
ahd. frezzan, mhd. vrezzen, aus einer Präposition, got. fra-(↑ {{link}}ver{{/link}}-) und ↑ "essen" (got. fra-itan) ›vollständig aufessen‹. Weil es nicht mehr als Zusammensetzung empfunden wurde, bildete man das Partizip auf ge-(dagegen mhd. vrezzen); allgemein von Tieren, ⇓ "S218" in der »harten« bzw. »niedrigen Sprechart« (L004 Johann Christoph Adelung) von Menschen: Das Wasser soff er, Nahrung fraß er, soff, fraß, aber verwahrte den Rest nicht (H.J.A219 Hans Joachim Schädlich, Ostwestberlin 23); übertragen im Sinne von ›Unbarmherzigkeit‹: Das System von dem Fressen und Gefressenwerden (1817 E.T.A.A127 Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Jesuitenkirche in G., 568), vielfach redensartlich, z. B. friß, Vogel, oder stirb! (Schnabel; L059 DWb),⊚⊚ jmdn. zum Fressen gern haben und jmd. ist zum Fressen (vgl. L059 DWb), aber wir wollen ihn nicht fressen, er soll wol aufgehoben und versorgt sein (Goethe; L059 DWb) und jmdn. gefressen habennicht ausstehen können‹; besonders in den Zusammensetzungen sich durchfressen: Er frißet sich noch immer so durch (L308 Kaspar Stieler), aber sich durch etwas hindurchfressenetwas mühevoll bewältigen‹, verfressen: er ist ein verfreßener Kerl(L308 Kaspar Stieler), übertragen etwas in sich hineinfressen (frühnhd.; L059 DWb), z. B. Kummer (L037 Petrus Dasypodius), Leid (L308 Kaspar Stieler); von Substanzen und abstrakt im Sinne von ›zerstörenDer Rost frißt das Eisen (L004 Johann Christoph Adelung), Ein Geschwür, der Krebs frißt (L004 Johann Christoph Adelung); substantivisch das ist ein Fressen vor mich (L308 Kaspar Stieler), daher
ein gefundenes Fressen (Schnabel; L059 DWb) ›was sehr gelegen kommt‹.
Fressalien nur Plural, umgangssprachlich 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (L059 DWb) wohl ursprünglich ⇓ "S211" studentensprachlich ›Eßwaren‹, ⇓ "S088" mit latinisierender Endung wie "Naturalien", "Schmieralien" (vgl. L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 5,315 u.ö.).
Fresse frühnhd. (Taubmanns Plautus-Übersetzung), ⇓ "S150" niederdeutsch umgangssprachlich ›Maul‹, einem eins… auf die Fresse schlagen (L308 Kaspar Stieler). ⇓ "S218"
Freßsack ursprünglich ›Beutel für Reiseproviant‹, ⇓ "S027" übertragen umgangssprachlich ›Vielfraß‹ (L004 Johann Christoph Adelung).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: fressen