Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
frech
gemeingermanisches Adjektiv, ⇓ "S063" etymologisch ungeklärt, ursprünglich wohl ›(hab-)gierig‹, so got. -friks in faíhufriks ›geldgierig‹, ahd. freh.1 Über die Einschränkung ›gierig nach Kampf‹ im Mittelhochdeutschen ›kühn(1.1), mutig‹ (auch von Pferd, Löwe), vereinzelt noch neuhochdeutsch: im frechen Laufe deines Glücks (A075 Johann Wolfgang von Goethe Tasso 1377); alle meine kühnsten träume sind in erfüllung gegangen, meine frechsten wünsche stehn jetzt vor mir (Tieck; L059 DWb). Zum Wortfeld ↑ "mutig".
2.1 ⇓ "S031" Gelegentlich schon mittelhochdeutsch negativ ›vorlaut, ungehörig‹ die jungen, / die da pflagen frecher zungen (Walther v. d.Vogelweide 24,10); frühneuhochdeutsch gewöhnlich schon verstärkt zu
2.2 ›dreist(2), unverschämt‹ falscher Zeuge der frech lügen redet (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 6,19); »der Freche sich über alle Urtheile hinwegsetzt, und durch sein Betragen zu erkennen giebt, daß ihn auch ein gegründeter Tadel und eine verdiente Verachtung nicht rühre« (L063 Johann August Eberhard 1797), jetzt meist auf zwischenmenschliches Verhalten (z. B. Jugendlicher) oder sprachliche Äußerungen bezogen;
⊚ frech wie Oskar (L254 Der richtige Berliner 1878) populär geworden durch J.Stinde, Die Familie Buchholz; ↑ "rotzfrech".
3 Jüngst auch wieder positiv bewertende Verwendungen (vgl. G.Fritz, Historische Semantik, 1998,144f.) mit der Vorstellung ›gewagt, aber erfolgreich‹: fröhlich freche Modehits; im Fußball frech aufspielen.
Frechdachs (»um 1900« L177 Heinz Küpper; gebucht L056 Duden 121941), besonders von Kindern, vgl. Frechmops (H.A182 Heinrich Mann, Prof. Unrat 429);
Frechling (L056 Duden 91915); veraltend
erfrechen reflexiv Dich jedes Gräuels straflos zu erfrechen (Schiller; L264 Daniel Sanders), vgl. "erkühnen", "erdreisten".
Frechheit (mhd. ), analog frech entwickelt, redensartlich Frechheit siegt.
gemeingermanisches Adjektiv, ⇓ "S063" etymologisch ungeklärt, ursprünglich wohl ›(hab-)gierig‹, so got. -friks in faíhufriks ›geldgierig‹, ahd. freh.1 Über die Einschränkung ›gierig nach Kampf‹ im Mittelhochdeutschen ›kühn(1.1), mutig‹ (auch von Pferd, Löwe), vereinzelt noch neuhochdeutsch: im frechen Laufe deines Glücks (A075 Johann Wolfgang von Goethe Tasso 1377); alle meine kühnsten träume sind in erfüllung gegangen, meine frechsten wünsche stehn jetzt vor mir (Tieck; L059 DWb). Zum Wortfeld ↑ "mutig".
2.1 ⇓ "S031" Gelegentlich schon mittelhochdeutsch negativ ›vorlaut, ungehörig‹ die jungen, / die da pflagen frecher zungen (Walther v. d.Vogelweide 24,10); frühneuhochdeutsch gewöhnlich schon verstärkt zu
2.2 ›dreist(2), unverschämt‹ falscher Zeuge der frech lügen redet (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 6,19); »der Freche sich über alle Urtheile hinwegsetzt, und durch sein Betragen zu erkennen giebt, daß ihn auch ein gegründeter Tadel und eine verdiente Verachtung nicht rühre« (L063 Johann August Eberhard 1797), jetzt meist auf zwischenmenschliches Verhalten (z. B. Jugendlicher) oder sprachliche Äußerungen bezogen;
⊚ frech wie Oskar (L254 Der richtige Berliner 1878) populär geworden durch J.Stinde, Die Familie Buchholz; ↑ "rotzfrech".
3 Jüngst auch wieder positiv bewertende Verwendungen (vgl. G.Fritz, Historische Semantik, 1998,144f.) mit der Vorstellung ›gewagt, aber erfolgreich‹: fröhlich freche Modehits; im Fußball frech aufspielen.
Frechdachs (»um 1900« L177 Heinz Küpper; gebucht L056 Duden 121941), besonders von Kindern, vgl. Frechmops (H.A182 Heinrich Mann, Prof. Unrat 429);
Frechling (L056 Duden 91915); veraltend
erfrechen reflexiv Dich jedes Gräuels straflos zu erfrechen (Schiller; L264 Daniel Sanders), vgl. "erkühnen", "erdreisten".
Frechheit (mhd. ), analog frech entwickelt, redensartlich Frechheit siegt.