Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Frage
ahd. fraga, mhd. frage, nur deutsches Wort, aber abgeleitet aus einem altgermanischen starken Verb (got. fraíhnan), das mit lat. preces/ precari ›Bitte/ bitten, Gebet/ beten‹ verwandt ist; in der älteren Gerichtssprache ›Verhör‹, daher Frag(e)stück eigentlich ›einzelner Punkt im Verhör‹ (übertragen bei Wieland), peinliche Frage noch bei L004 Johann Christoph Adelung »Tortur« und bis ins 19. Jahrhundert formelhaft Frage und Antwort (L059 DWb); zunächst1 Komplement zu "Antwort": mit antwürt und mit vrage / si triben vil mære under in (Tristan; L059 DWb); man fragt in der Regel nach dem, was man nicht weiß, seit dem 18. Jahrhundert zunehmend in festeren Wendungen: es war die Frage ob (L169 Matthias Kramer) ›man wußte nicht, ob, es war ungewiß‹, zuvor bei L105 Georg Henisch als phraseologisch markiert Die Frage ist, entsprechend negiert das ist die Frage nicht (L169 Matthias Kramer), heute eher in der Form
⊚⊚ das ist keine Frage ›das ist gewiß‹, ohne Frage ›gewiß‹, in Frage [›in Betracht‹] kommen, in Frage stellen ›bezweifeln‹; in dieser Bedeutung als sprachliche Erscheinung grammatikalisch gefaßt: Fragen verändern die Wortfolge(1833 H.Bauer, Vollständige Grammatik der neuhochdeutschen Sprache, §832); differenziert Man unterscheidet: Satzfragen oder Entscheidungsfragen, Wortfragen oder Ergänzungsfragen ( Duden Grammatik, 41984, §1011); daran anschließend im Hinblick auf die kommunikative Funktion in der Sprechakttheorie: Daß eine Frage den Adressaten zu einer Antwort auffordert, ist… eine der wichtigsten Aufgaben der Fragen (D.Wunderlich, Studien zur Sprechakttheorie, 1976,213), vorbereitet bei A282 Ludwig Wittgenstein: Was ist eine Frage?… die Feststellung, daß ich… nicht weiß, oder… daß ich wünsche, der Andre möchte mir sagen? (Philosophische Untersuchungen §24), so heute im Sinne von Informationsfrage, im Gegensatz dazu z. B. didaktische Frage, rhetorische Frage, Prüfungsfrage, Quizfrage, die nicht der Füllung einer Wissenslücke beim Fragenden dienen; abgeblaßt zu
2 ›Problem‹: eine Frage erortern/ auflosen (L169 Matthias Kramer), Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage (A239 William Shakespeare/ Schlegel, Hamlet 3,1), alle Fragen offen (B.A024 Bertolt Brecht, Sezuan, Epilog 4,1607), offene Frage; in bezug auf das, was noch nicht entschieden ist, daher wissenschaftliche Frage, Streitfrage, eine in Frage stehende Angelegenheit›um die es sich handelt‹ (entsprechend auch fraglich, s. unten); es ist die Frage von im 18. Jahrhundert häufig ›es handelt sich um, es ist die Rede von‹: vom Rechte, das mit uns geboren ist, von dem ist leider nie die Frage (Goethe), häufig ›unerledigte Angelegenheit‹: die soziale Frage (↑ "sozial"), Wohnungsfrage, Steuerfrage, die letzten Fragen,
⊚ das ist nur eine Frage der Zeit (L056 Duden 1976).
Fragebogen Auerbach 1878.
Fragezeichen ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. signum interrogationis, 1522 Ickelsamer, über L284 Justus Georg Schottelius üblich geworden. ⇓ "S189"
fraglich (L033 Joachim Heinrich Campe)
1 ›betreffend‹,
2 ›unsicher‹.
fragwürdig ⇓ "S125" Lehnübertragung A.W.Schlegels von engl. questionable ›Frage erheischend‹: Hamlet (1,4) zum Geist: Du kommst in so fragwürdiger Gestalt[daß ich mit dir reden will], u. a. von daher umgedeutet ›zweifelhaft‹.
fragen ahd. fragen, aus Frage abgeleitet und daher schwach; erst in der neueren Sprache, namentlich im Norddeutschen, die starken Formen frägst, frägt, frug; Wenn man mich fraget / so antworte ich also (A180 Martin Luther, 1.Korinther 9,3). Der Gegenstand des Fragens wird gewöhnlich durch einen Nebensatz mit ob oder ein Fragepronomen ausgedrückt, kann aber auch durch ein Substantiv bezeichnet werden; in diesem Fall mittelhochdeutsch mit Genitiv, zuweilen noch frühneuhochdeutsch, mitunter auch durch den Akkusativ ersetzt: was das für Dinge sind, die ich nicht fragen darf (Wieland), um dies fragen zu können(Herder), dessen Namen ich leider nicht gefragt habe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 3.7.1813); hierher darf man aber nicht Wendungen stellen wie er fragt immer dasselbe, ein Langes und Breites, da sich dies nicht auf den Inhalt, sondern den sprachlichen Ausdruck des Fragens bezieht; desgl. Matthäus 21,24 ich will euch auch ein Wort fragen; gewöhnlich statt des älteren Genitivs (wie auch schon im Mittelhochdeutschen) nach, seltener um, veraltet von; Ich frage nach auch ›ich kümmere mich um‹,
⊚⊚ wer fragt danach (↑ "nachfragen"), häufig verneint: Nicht darnach fragen (L105 Georg Henisch); Ich frage mich ›überlege‹, in der Aufforderung Frag dich selbst (L308 Kaspar Stieler), es fragt sich ›es ist die Frage‹; im Partizip Prät. – Gefragte ding erzehlen, ungefragt (L105 Georg Henisch) – häufig prädikativ gefragt ›begehrt, verlangt‹: Der Stoff ist nicht mehr gefragt (L337 WdG).
⊚⊚ das ist keine Frage ›das ist gewiß‹, ohne Frage ›gewiß‹, in Frage [›in Betracht‹] kommen, in Frage stellen ›bezweifeln‹; in dieser Bedeutung als sprachliche Erscheinung grammatikalisch gefaßt: Fragen verändern die Wortfolge(1833 H.Bauer, Vollständige Grammatik der neuhochdeutschen Sprache, §832); differenziert Man unterscheidet: Satzfragen oder Entscheidungsfragen, Wortfragen oder Ergänzungsfragen ( Duden Grammatik, 41984, §1011); daran anschließend im Hinblick auf die kommunikative Funktion in der Sprechakttheorie: Daß eine Frage den Adressaten zu einer Antwort auffordert, ist… eine der wichtigsten Aufgaben der Fragen (D.Wunderlich, Studien zur Sprechakttheorie, 1976,213), vorbereitet bei A282 Ludwig Wittgenstein: Was ist eine Frage?… die Feststellung, daß ich… nicht weiß, oder… daß ich wünsche, der Andre möchte mir sagen? (Philosophische Untersuchungen §24), so heute im Sinne von Informationsfrage, im Gegensatz dazu z. B. didaktische Frage, rhetorische Frage, Prüfungsfrage, Quizfrage, die nicht der Füllung einer Wissenslücke beim Fragenden dienen; abgeblaßt zu
2 ›Problem‹: eine Frage erortern/ auflosen (L169 Matthias Kramer), Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage (A239 William Shakespeare/ Schlegel, Hamlet 3,1), alle Fragen offen (B.A024 Bertolt Brecht, Sezuan, Epilog 4,1607), offene Frage; in bezug auf das, was noch nicht entschieden ist, daher wissenschaftliche Frage, Streitfrage, eine in Frage stehende Angelegenheit›um die es sich handelt‹ (entsprechend auch fraglich, s. unten); es ist die Frage von im 18. Jahrhundert häufig ›es handelt sich um, es ist die Rede von‹: vom Rechte, das mit uns geboren ist, von dem ist leider nie die Frage (Goethe), häufig ›unerledigte Angelegenheit‹: die soziale Frage (↑ "sozial"), Wohnungsfrage, Steuerfrage, die letzten Fragen,
⊚ das ist nur eine Frage der Zeit (L056 Duden 1976).
Fragebogen Auerbach 1878.
Fragezeichen ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. signum interrogationis, 1522 Ickelsamer, über L284 Justus Georg Schottelius üblich geworden. ⇓ "S189"
fraglich (L033 Joachim Heinrich Campe)
1 ›betreffend‹,
2 ›unsicher‹.
fragwürdig ⇓ "S125" Lehnübertragung A.W.Schlegels von engl. questionable ›Frage erheischend‹: Hamlet (1,4) zum Geist: Du kommst in so fragwürdiger Gestalt[daß ich mit dir reden will], u. a. von daher umgedeutet ›zweifelhaft‹.
fragen ahd. fragen, aus Frage abgeleitet und daher schwach; erst in der neueren Sprache, namentlich im Norddeutschen, die starken Formen frägst, frägt, frug; Wenn man mich fraget / so antworte ich also (A180 Martin Luther, 1.Korinther 9,3). Der Gegenstand des Fragens wird gewöhnlich durch einen Nebensatz mit ob oder ein Fragepronomen ausgedrückt, kann aber auch durch ein Substantiv bezeichnet werden; in diesem Fall mittelhochdeutsch mit Genitiv, zuweilen noch frühneuhochdeutsch, mitunter auch durch den Akkusativ ersetzt: was das für Dinge sind, die ich nicht fragen darf (Wieland), um dies fragen zu können(Herder), dessen Namen ich leider nicht gefragt habe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 3.7.1813); hierher darf man aber nicht Wendungen stellen wie er fragt immer dasselbe, ein Langes und Breites, da sich dies nicht auf den Inhalt, sondern den sprachlichen Ausdruck des Fragens bezieht; desgl. Matthäus 21,24 ich will euch auch ein Wort fragen; gewöhnlich statt des älteren Genitivs (wie auch schon im Mittelhochdeutschen) nach, seltener um, veraltet von; Ich frage nach auch ›ich kümmere mich um‹,
⊚⊚ wer fragt danach (↑ "nachfragen"), häufig verneint: Nicht darnach fragen (L105 Georg Henisch); Ich frage mich ›überlege‹, in der Aufforderung Frag dich selbst (L308 Kaspar Stieler), es fragt sich ›es ist die Frage‹; im Partizip Prät. – Gefragte ding erzehlen, ungefragt (L105 Georg Henisch) – häufig prädikativ gefragt ›begehrt, verlangt‹: Der Stoff ist nicht mehr gefragt (L337 WdG).