Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
flüstern
wohl identisch mit ahd. flistiran ›fovere‹ (L087 Glossen 1,224,25), dann erst wieder im 15. Jahrhundert (oder doch neu lautmalend?) flistern, noch bis ins 18. Jahrhundert; von der menschlichen Stimme: was heißt das Flüstern? / Was bewegt dir leis' die Lippen? (L092 GoeWb), zum Zweck des Verbergens Er unterbrach sich, flüsterte: ›Ich wette, daß sie horcht!‹ (A147 Franz Kafka, Proceß 125); Die Regierenden brüllen / Das Volk flüstert (B.A024 Bertolt Brecht, Deutsche Kriegsfibel II; 9,736); Man flüstert in Deutschland (1934; Friedrich), dazu auch Flüsterpropaganda, die 1940 von L320 Trübner in Länder verlegt wird, »die die öffentliche Meinung unterdrücken«; daneben auch im Sinne von ›vorsagen, einreden‹: den rath, den du mir gibst, den hat sie dir geflüstert (Stolberg; L059 DWb). Untertreibend FlüstertüteMegaphon‹ (1928 A216 Joachim Ringelnatz; 7,271), entsprechend umgangssprachlich jmdm. etwas flüsternjmdm. deutlich die Meinung sagen‹, verflacht Das kann ich dir flüsternversichern‹ (L177 Heinz Küpper). Übertragen von Naturgeräuschen für sie flisterte das weizenfeld (Schubart; L059 DWb). Flüsterware umgangssprachlich ›schwarz gehandelte verknappte Ware‹, 2. Weltkrieg.
Flüsterwitz (1933) umgangssprachlich ⇓ "S145"Witz mit subversiver Tendenzwährend des Nationalsozialismus‹, der sozusagen nur geflüstert werden konnte; vgl. H.-J.Gamm, Der Flüsterwitz im Dritten Reich, 1963.
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