Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Flügel
mhd. vlügel, ↑ "fliegen"; z. T. ⇓ "S218" gleichbedeutend mit "Fittich", "Schwinge": der Falcken flugel werden genant Schwingen (L105 Georg Henisch), seit der Entwicklung des Flugwesens ›Tragfläche‹: Wie… müssen… Flügel beschaffen sein,… wenn wir einen freien schnellen Flügel bewirken wollen… ? (A304 Otto Lilienthal, Vogelflug, 1889,32f.), metaphorisch rauscht ihm dann des Todes Flügel (A131 Friedrich Hölderlin, Lied der Freundschaft), des Geistes Flügel etc.; zum Gebrauch im ⇓ "S170" Pietismus vgl. L184 August Langen;⊚⊚ die Flügel hängen lassen (L308 Kaspar Stieler) ›traurig sein‹, jmdm. die Flügel beschneiden ›jmdn. zügeln, mäßigen‹, jmdm. wachsen Flügel, Flügel bekommen »Kräfte, Vermögen zu etwas bekommen« (L004 Johann Christoph Adelung); übertragen nach der Ähnlichkeit der Funktion Flügel der Windmühle (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), Windmühlenflügel in Anlehnung an Cervantes übertragen ›Einbildung‹ (Lessing; vgl. L059 DWb), nach der äußeren (paarweisen) Erscheinung Flügel der Haube, Nase (L105 Georg Henisch), Lunge (L264 Daniel Sanders), Tür (L105 Georg Henisch), eines Gebäudes (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) oder Heeres (L105 Georg Henisch) (wohl unter Einfluß von gleichbedeutend lat. ala), danach vielleicht in der Politik ›bestimmte Gruppierung einer Partei‹: Dort hatte sich der Ausgezeichnete dem freisinnigen bürgerlichen Flügel angeschlossen (Musil; L337 WdG), seit Mitte des 18. Jahrhunderts Bezeichnung für das Saiteninstrument (J.L.Frisch; Gellert; L059 DWb); das Verb flügeln noch in
geflügelt (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) ›mit Flügeln versehen‹, übertragen »häufig für schnell« (L033 Joachim Heinrich Campe),
⊚ geflügelte Worte ⇓ "S124" Lehnübersetzung Voß' nach Homers épea pteréonta, seit L027 Büchmanns gleichnamiger Sammlung 11864 ›(abgewandelte) Zitate als Bestandteile eines mündlichen, bildungssprachlichen Überlieferungsschatzes‹; Seitenstück dazu H.J.Schoeps, Ungeflügelte Worte, 1971.
beflügeln ›mit Flügeln versehen‹ (Anfang des 17. Jahrhunderts), übertragen ›beschleunigen, stimulieren‹. ↑ "überflügeln".
geflügelt (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) ›mit Flügeln versehen‹, übertragen »häufig für schnell« (L033 Joachim Heinrich Campe),
⊚ geflügelte Worte ⇓ "S124" Lehnübersetzung Voß' nach Homers épea pteréonta, seit L027 Büchmanns gleichnamiger Sammlung 11864 ›(abgewandelte) Zitate als Bestandteile eines mündlichen, bildungssprachlichen Überlieferungsschatzes‹; Seitenstück dazu H.J.Schoeps, Ungeflügelte Worte, 1971.
beflügeln ›mit Flügeln versehen‹ (Anfang des 17. Jahrhunderts), übertragen ›beschleunigen, stimulieren‹. ↑ "überflügeln".