Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Flucht
1 ⇓ "S087" ahd. / mhd. fluht zu ↑ "fliehen"; ›eiliges, ängstliches (und heimliches) Sichdavonmachen (aus einer Gefahr)‹, in festen Wendungen: Aber der König… wurden daselbs in die Flucht geschlagen (A180 Martin Luther, 1.Mose 14,10), die Flucht ergreifen (L004 Johann Christoph Adelung), auf der Flucht sein (L059 DWb), umgangssprachlich⊚ die Flucht nach vorn (antreten) (L097 GWb) ›versuchen, Nachteiliges durch vorbeugendes eiliges Handeln zu vermeiden‹; wie fliehen literarisch auf die Zeit übertragen »auch ohne Nebenbegriff der Furcht« (L004 Johann Christoph Adelung): Flucht der Jahre; Zusammensetzungen ↑ "Ausflucht", Landflucht (L308 Kaspar Stieler), Zuflucht (ebenda), Fahnenflucht (L264 Daniel Sanders), Fahrerflucht, ↑ "Republikflucht".
flüchten ahd. fluhten ›sich zu retten suchen‹, reflexiv, literarisch absolut: alles rennet, rettet, flüchtet (A222 Friedrich Schiller, Glocke), ohne Reflexivpronomen: die Vögel flüchteten den Wohnungen der Menschen näher (Gutzkow); transitiv ›etwas/ jmdn. retten‹ veraltet; substantivisch in der Zusammensetzung "Nestflüchter" (↑ "Nest").
flüchtig ahd. fluhtig, mhd. flühtec, flühtic,
1 ›auf der Flucht begriffen, fliehend‹ Vnstet vnd flüchtig soltu sein auff Erden (A180 Martin Luther, 1.Mose 4,12); seit dem 18. Jahrhundert
2 ›schnell‹: flüchtige Rosse, mit negativer Nebenbedeutung ›oberflächlich‹: flüchtige Arbeit, flüchtiger Eindruck, eine flüchtige Vorstellung von etwas haben (L004 Johann Christoph Adelung);
3 auf das Zeitliche übertragen ›rasch vorübergehend, vergänglich‹ (vgl. J. L.L078 Johann Leonhard Frisch): der Mensch, der flüchtige Sohn der Stunde (Schiller), daher ›verfliegend‹ von Ölen und Salzen, dazu verflüchtigen noch bei L004 Johann Christoph Adelung nur fachsprachlich (Chemie) und transitiv, bei L033 Joachim Heinrich Campe dann auch übertragen »sich verlieren machen, verschwinden machen«, sowie reflexiv.
Flüchtigkeit (L308 Kaspar Stieler), zu flüchtig(2): er beweiset in seiner Arbeit zu viel Flüchtigkeit (L004 Johann Christoph Adelung), zu flüchtig(3): die Flüchtigkeit alles Lebendigen (Seghers; L337 WdG).
Flüchtling (L308 Kaspar Stieler), noch bei L004 Johann Christoph Adelung auch ›leichtsinniger Mensch‹, besonders ⇓ "S144" nach dem 2. Weltkrieg ›wer geflohen ist, Vertriebener‹ (↑ "vertreiben"): sudetendeutsches Flüchtlingstreffen… gegen die kam keiner auf (1954 A.Schmidt, Goethe, in: Das erzählerische Werk 2.2,195).
2 ⇓ "S087" (18. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) zu "fliegen"; veraltet
1 ›fliegende Schar von Vögeln‹; landschaftlich ›Flügel‹: seine Fluchten waren zu weit in der Spanne (Storm).
2 Ende des 18. Jahrhunderts ›Fluchtlinie, gleiche, gerade Richtung von Gebäuden, Mauern, Zäunen usw.‹: in einer Flucht mehrere Nischen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Italienische Reise 5.4.87), auch ›zusammenhängende Reihe‹ Zimmerflucht, Häuserflucht, Straßenflucht.
flüchten ahd. fluhten ›sich zu retten suchen‹, reflexiv, literarisch absolut: alles rennet, rettet, flüchtet (A222 Friedrich Schiller, Glocke), ohne Reflexivpronomen: die Vögel flüchteten den Wohnungen der Menschen näher (Gutzkow); transitiv ›etwas/ jmdn. retten‹ veraltet; substantivisch in der Zusammensetzung "Nestflüchter" (↑ "Nest").
flüchtig ahd. fluhtig, mhd. flühtec, flühtic,
1 ›auf der Flucht begriffen, fliehend‹ Vnstet vnd flüchtig soltu sein auff Erden (A180 Martin Luther, 1.Mose 4,12); seit dem 18. Jahrhundert
2 ›schnell‹: flüchtige Rosse, mit negativer Nebenbedeutung ›oberflächlich‹: flüchtige Arbeit, flüchtiger Eindruck, eine flüchtige Vorstellung von etwas haben (L004 Johann Christoph Adelung);
3 auf das Zeitliche übertragen ›rasch vorübergehend, vergänglich‹ (vgl. J. L.L078 Johann Leonhard Frisch): der Mensch, der flüchtige Sohn der Stunde (Schiller), daher ›verfliegend‹ von Ölen und Salzen, dazu verflüchtigen noch bei L004 Johann Christoph Adelung nur fachsprachlich (Chemie) und transitiv, bei L033 Joachim Heinrich Campe dann auch übertragen »sich verlieren machen, verschwinden machen«, sowie reflexiv.
Flüchtigkeit (L308 Kaspar Stieler), zu flüchtig(2): er beweiset in seiner Arbeit zu viel Flüchtigkeit (L004 Johann Christoph Adelung), zu flüchtig(3): die Flüchtigkeit alles Lebendigen (Seghers; L337 WdG).
Flüchtling (L308 Kaspar Stieler), noch bei L004 Johann Christoph Adelung auch ›leichtsinniger Mensch‹, besonders ⇓ "S144" nach dem 2. Weltkrieg ›wer geflohen ist, Vertriebener‹ (↑ "vertreiben"): sudetendeutsches Flüchtlingstreffen… gegen die kam keiner auf (1954 A.Schmidt, Goethe, in: Das erzählerische Werk 2.2,195).
2 ⇓ "S087" (18. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) zu "fliegen"; veraltet
1 ›fliegende Schar von Vögeln‹; landschaftlich ›Flügel‹: seine Fluchten waren zu weit in der Spanne (Storm).
2 Ende des 18. Jahrhunderts ›Fluchtlinie, gleiche, gerade Richtung von Gebäuden, Mauern, Zäunen usw.‹: in einer Flucht mehrere Nischen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Italienische Reise 5.4.87), auch ›zusammenhängende Reihe‹ Zimmerflucht, Häuserflucht, Straßenflucht.