Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Fleisch
ahd. fleisc(h), mhd. fleisch, westgermanisch (engl. flesh); allgemein Gegensatz zu "Haut" und "Knochen" (altnord. und dän. flæsk ›Schweinefleisch‹, besonders ›Schinken‹ und ›Speck‹);1 ›eßbares Tierfleisch‹, daher fleischfressende (so seit L033 Joachim Heinrich Campe) Tiere/ Pflanzen, noch L004 Johann Christoph Adelung notiert fleischfressig,
⊚⊚ das ist weder Fisch noch Fleisch (vgl. L105 Georg Henisch) ›nicht bestimmbar‹, vom Fleisch fallen (L004 Johann Christoph Adelung) übertragen ›abmagern‹; biblisch besonders
2.1 ›Inbegriff aller lebenden Wesen‹: Da gieng alles Fleisch vnter / das auff Erden kreucht / an Vogeln / an Vieh / an Thieren / … vnd an allen Menschen (A180 Martin Luther, 1.Mose 7,21),
2.2 daher v. a. im religiösen Kontext
⊚ den Weg allen Fleisches gehen ›sterben, vergänglich sein‹ ↑ "sterben"; speziell auf den Menschen bezogen der Geist ist willig / Aber das Fleisch ist schwach (ahd. ; Matthäus 26,41), daher Symbol für Verwerflichkeit im Sinne von »sündig fleisch« (L105 Georg Henisch): diese alle, schwach im Fleisch und zu jedem Exzeß geneigt (B.A025 Bertolt Brecht, Galilei; 3,1323); im Jungen Deutschland Emanzipation des Fleisches als ⇓ "S192" Schlagwort für die »Wiedereinsetzung des Natürlichen« (A097 Karl Gutzkow, Ausgewählte Werke 11,155f.); dazu übertragen Fleischeslust; ohne den Begriff des Sündigen in ⇓ "S243"
⊚ Fleisch und Blut: das ist ihm/ ihr in Fleisch und Blut übergegangen ›er/ sie beherrscht es mühelos‹; er ist von Fleisch und Blut ›hat menschliche Empfindungen‹; hierzu auch
⊚ sich ins eigene Fleisch schneiden (L320 Trübner) ›sich selbst schaden‹;
3 allgemein ›Substanz‹, ›Leben‹: Vnd das Wort ward Fleisch (A180 Martin Luther, Johannes 1,14), dazu fleischgeworden;
4 kurz für ›Fruchtfleisch‹. Zusammensetzungen Menschenfleisch (L200 Josua Maaler), Fleischfliege (↑ "Fliege"), Hackfleisch (vgl. "Hack" ↑ "hacken"), Sitzfleisch – Er hat kein Sitzefleisch (L308 Kaspar Stieler) -, "Zahnfleisch" ahd. zant fleisc; zur religiös-biblischen Rolle des Wortes, vgl. F.Wrede, Anzeiger für deutsches Altertum 20,331f. Das veraltete Verb fleischen erhalten in zerfleischen ›zerreißen‹ (16. Jahrhundert). ↑ "eingefleischt".
Fleischer Berufsbezeichnung (15. Jahrhundert), ursprünglich ⇓ "S165" ostmitteldeutsch, ⇓ "S084" synonym "Metzger" (süddt., westdt.) und "Schlachter" (norddt.), kurz für Fleischhauer (mittelhochdeutsch und noch österreichisch, L066 Jürgen Eichhoff, Karte 19) ⇓ "S217" ; vgl. L171 Paul Kretschmer 413, A.Schönfeldt, Räumliche und historische Bezeichnungsgeschichten in der Synonymik des Schlächters und Fleischers, 1965. Fleischergang ›vergeblicher Gang‹ (weil der Fleischer oft vergeblich beim Bauern vorspricht, wenn das Kalb noch nicht schlachtreif ist), entsprechend süddt. Metzgergang.
fleischlich (ahd. ), ⇓ "S235" ›aus Fleisch‹, besonders ›vergänglich, sterblich‹, auch ›sündig‹, zu Fleisch(2.1), in religiösem Kontext oft Gegensatz zu "geistlich";
fleischig spätmhd. vleischic, bis ins 18. Jahrhundert auch fleischicht, fleischigt, ›viel Fleisch(1) oder (4) enthaltend, füllig‹ fleischige Arme, Tomate; ⇓ "S235" in älterer Sprache gelegentlich auch wie fleischlich.
⊚⊚ das ist weder Fisch noch Fleisch (vgl. L105 Georg Henisch) ›nicht bestimmbar‹, vom Fleisch fallen (L004 Johann Christoph Adelung) übertragen ›abmagern‹; biblisch besonders
2.1 ›Inbegriff aller lebenden Wesen‹: Da gieng alles Fleisch vnter / das auff Erden kreucht / an Vogeln / an Vieh / an Thieren / … vnd an allen Menschen (A180 Martin Luther, 1.Mose 7,21),
2.2 daher v. a. im religiösen Kontext
⊚ den Weg allen Fleisches gehen ›sterben, vergänglich sein‹ ↑ "sterben"; speziell auf den Menschen bezogen der Geist ist willig / Aber das Fleisch ist schwach (ahd. ; Matthäus 26,41), daher Symbol für Verwerflichkeit im Sinne von »sündig fleisch« (L105 Georg Henisch): diese alle, schwach im Fleisch und zu jedem Exzeß geneigt (B.A025 Bertolt Brecht, Galilei; 3,1323); im Jungen Deutschland Emanzipation des Fleisches als ⇓ "S192" Schlagwort für die »Wiedereinsetzung des Natürlichen« (A097 Karl Gutzkow, Ausgewählte Werke 11,155f.); dazu übertragen Fleischeslust; ohne den Begriff des Sündigen in ⇓ "S243"
⊚ Fleisch und Blut: das ist ihm/ ihr in Fleisch und Blut übergegangen ›er/ sie beherrscht es mühelos‹; er ist von Fleisch und Blut ›hat menschliche Empfindungen‹; hierzu auch
⊚ sich ins eigene Fleisch schneiden (L320 Trübner) ›sich selbst schaden‹;
3 allgemein ›Substanz‹, ›Leben‹: Vnd das Wort ward Fleisch (A180 Martin Luther, Johannes 1,14), dazu fleischgeworden;
4 kurz für ›Fruchtfleisch‹. Zusammensetzungen Menschenfleisch (L200 Josua Maaler), Fleischfliege (↑ "Fliege"), Hackfleisch (vgl. "Hack" ↑ "hacken"), Sitzfleisch – Er hat kein Sitzefleisch (L308 Kaspar Stieler) -, "Zahnfleisch" ahd. zant fleisc; zur religiös-biblischen Rolle des Wortes, vgl. F.Wrede, Anzeiger für deutsches Altertum 20,331f. Das veraltete Verb fleischen erhalten in zerfleischen ›zerreißen‹ (16. Jahrhundert). ↑ "eingefleischt".
Fleischer Berufsbezeichnung (15. Jahrhundert), ursprünglich ⇓ "S165" ostmitteldeutsch, ⇓ "S084" synonym "Metzger" (süddt., westdt.) und "Schlachter" (norddt.), kurz für Fleischhauer (mittelhochdeutsch und noch österreichisch, L066 Jürgen Eichhoff, Karte 19) ⇓ "S217" ; vgl. L171 Paul Kretschmer 413, A.Schönfeldt, Räumliche und historische Bezeichnungsgeschichten in der Synonymik des Schlächters und Fleischers, 1965. Fleischergang ›vergeblicher Gang‹ (weil der Fleischer oft vergeblich beim Bauern vorspricht, wenn das Kalb noch nicht schlachtreif ist), entsprechend süddt. Metzgergang.
fleischlich (ahd. ), ⇓ "S235" ›aus Fleisch‹, besonders ›vergänglich, sterblich‹, auch ›sündig‹, zu Fleisch(2.1), in religiösem Kontext oft Gegensatz zu "geistlich";
fleischig spätmhd. vleischic, bis ins 18. Jahrhundert auch fleischicht, fleischigt, ›viel Fleisch(1) oder (4) enthaltend, füllig‹ fleischige Arme, Tomate; ⇓ "S235" in älterer Sprache gelegentlich auch wie fleischlich.