Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Fleck
Mask. , zuweilen auch Neutr. , ahd. fleccho, mhd. flec (altnord. flekkr); ursprünglich wohl und noch landschaftlich1Fetzen, losgerissenes Stück Tuch, Leder oder dgl.‹ (↑ "flicken"); dann auch ›ein Fetzen Fleisch‹, insbesondere Stücke vom Eingeweide (Kuttelflecke); auch
2ein durch die Farbe sich abhebender Teil eines noch zusammenhängenden Ganzen‹, sei es, daß derselbe eine ursprüngliche Eigenheit ist (daher gefleckt von Schafen, Kühen usw., wofür Luther fleckig gebraucht), oder durch Verletzung (blauer Fleck), Beschmutzung (Ölfleck) usw. entstanden, daher bereits althochdeutsch moralisch gedeutet: der hat des Namens Flecke vertilgt(Klopstock); auch für den Zielpunkt der Scheibe: ins schwarze Fleck geschossen (Schiller);
weißer Fleck auf der Landkarte Anfang des 20. Jahrhunderts »nicht dargestellte gegend, die geographisch noch nicht erforscht ist« (L059 DWbs. v. weiß), übertragen für ›unerforscht‹ überhaupt; ferner seit dem Mittelhochdeutschen
3ein Stück Land‹: das schöne Fleck, das Gemeindegut war (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Die Aufgeregten 1,7); häufig anerkennend im ⇓ "S050" Diminutiv: ein schönes… Fleckchen Erde (L320 Trübner); abstrakt
4Stelle, Punkt‹: am rechten, unrechten, alten Fleck;
⊚⊚ nicht vom Fleck kommen, nicht vom Fleck weichen, sich nicht vom Fleck rühren usw.: nie ist mir's [das Tanzen] so leicht vom Flecke gegangen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,32,20).
Flecken starkes Mask. , mhd. / frühnhd. vleckeschwaches Mask. (noch bei Herder Armut ist an mir kein Flecke); ursprünglich gleichbedeutend mit Fleck; ⇓ "S052" jetzt
1Schmutzfleck‹, wird vorgezogen für Übertragung auf das sittliche Gebiet, so schon mhd. lasters flecken (L190 Lexer); seit dem 13. Jahrhundert
2Ortschaft, welche eine mittlere Stellung zwischen Stadt und Dorf einnimmt‹ (Marktflecken 15. Jahrhundert), wofür früher auch Fleck(Marktfleck noch bei Jean Paul).
flecken
1 transitiv ›beflecken‹, mit Akkusativ nur literarisch: den Blut und Moder zwar, doch kein Verbrechen fleckt (Günther), ohne Akkusativ auch umgangssprachlich ›Flecke machen bzw. annehmen‹;
2"S163" oberdeutsch auch ›flicken‹ ("flicken"), zuweilen auch beflecken vom Schuhmacher ›mit Absätzen versehen‹;
3 umgangssprachlich ›vorangehen‹, meist negiert: es will nicht flecken;
beflecken (mhd. ) ›beschmutzen‹, reflexiv übertragen ›onanieren‹, dazu Selbstbefleckung (L004 Johann Christoph Adelung).
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