Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
finster
nur deutsch, ahd. finstar"S051" dissimiliert < ahd. dinstar (↑ "Dämmer"); ›dunkel, düster, lichtlos‹ (↑ "dunkel") vnd es war finster auff der Tieffe(A180 Martin Luther, 1.Mose 1,2); übertragen seit dem Mittelhochdeutschen auf die Gemütsstimmung – vinster an dem muote sin (L190 Lexer) -, die sich mimisch ausdrückt: die verse, wobei man so finster aussieht, können unmöglich gerathen (Lessing; L059 DWb); ebenso schon mittelhochdeutsch wie "dunkel" im Sinne von ›unverständlich‹: der text ist… finster (Luther; L059 DWb); dann auch von bestimmten historischen Epochen, besonders bei Mangel an Aufklärung, Wissen: man hat in den finstern zeiten oft sehr grosze männer gesehn (Lichtenberg; L059 DWb), so vor allem vom Mittelalter (L059 DWbs. v. Mittelalter), von der Zeit des Nationalsozialismus: Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten (B.A024 Bertolt Brecht, An die Nachgeborenen); im Sinne von ›sündig‹ biblisch: Vnd ob ich schon wandert im finstern Tal (A180 Martin Luther, Psalm 23,4), auch im Sinne von ›zwielichtigeine finstere Gestalt; stockfinster ↑ "Stock"; dazu Finstere Fem. , noch bei Schiller, jetzt mundartlich alemannisch.Finsternis ahd. finstarnessi, finstarnissi, mhd. vinsternisse, bis zum 18. Jahrhundert auch Neutr. , so bei A180 Martin Luther: Da scheidet Gott das Liecht vom Finsternis (1.Mose 1,4); Da ward ein dick Finsternis in gantz Egyptenland drey tage (2.Mose 10,22), daher ägyptische Finsternisvollkommene Dunkelheit‹; in der Astronomie »der Zustand, da uns das Licht eines Himmelskörpers auf eine Zeit lang entzogen wird« (L004 Johann Christoph Adelung); übertragen, Gegensatz von Erkenntnis: unwissenheit, der seele finsternis(Zachariä; L059 DWb), Finsternis des Mittelalters usw.
Finsterling"S166"Gegner der Aufklärung‹ (bei Wieland);
finstern"S195" schweiz. es finstert (wird finster), allgemein üblich
verfinstern, transitiv mittelhochdeutsch, reflexiv ›sich verdüstern‹ 18. Jahrhundert.
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