Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Finger
ahd. fingar, gemeingermanisch, vielleicht urverwandt mit "fünf" (ein r-Formans auch in armenisch hinger-ord ›der fünfte‹ L249 Julius Pokorny 808), ursprünglich dann etwa ›einer der fünf‹ (was nicht unbedingt einleuchtet; vgl. L175 Friedrich Kluge/ L175 Elmar Seebold); Hänsel, streck deine Finger heraus, damit ich fühle, ob du bald fett bist (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Hänsel und Gretel 106); etwas mit spitzen Fingern anfassen: mit spitzigen fingern die blumen reichen (Goethe; L059 DWb); der… mit den fingern schnippt (Weiße; L059 DWb);⊚⊚ keinen/ nicht den kleinen Finger rühren (im 16. Jahrhundert vorbereitet; vgl. L200 Josua Maaler); das kann man sich an den Fingern herzählendas ist selbstverständlich‹ (16. Jahrhundert; L059 DWb); (sich) alle zehn Finger nach etwas leckenbegierig auf etwas sein‹ (vgl. L105 Georg Henisch); sich die Finger verbrennenbei einem Versuch zu Schaden kommen‹: die buchhändler freuen sich, dasz… ein selbstverleger die finger verbrannt (Voß; L059 DWb); jmdm. auf die Finger sehen, jmdm. auf die Finger klopfenihn zurechtweisen‹; man kann ihn um den (kleinen) Finger wickelnso gefügig ist er‹ (Lessing); wenn man ihm den kleinen Finger gibt, nimmt er die ganze Hand, bei L105 Georg Henisch Wenn man ihm ein finger beut/ will er die faust gar haben; durch die Finger sehen »thun als sehe man etwas nicht« (L105 Georg Henisch); (sich) etwas aus den Fingern saugenohne genügende Grundlage vorbringener sauget es nicht aus seinem Finger(L308 Kaspar Stieler); lange/ krumme Finger machenstehlender frechiste dieb hat auf einem jahrmarkt krumme finger gemacht (Abraham a Santa Clara; L059 DWb); die Finger im Spiel habensich einmischen‹ (Gotthelf; L059 DWb); Finger Gottes biblischen Ursprungs: so ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe (A180 Martin Luther, Lukas 11,20; ferner 2.Mose 8,15); übertragen Fingeram Handschuh, dazu Fingerhandschuh »da jeder Finger besonder steckt« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch).
Fingerhut
1Schutzkappe beim Nähen‹, ahd. fingarhuot (13. Jahrhundert); zum Ausdruck geringer Menge: pfaffengut, raffelgut, / geht zusammen in ein fingerhut (19. Jahrhundert; L059 DWb);
2 frühneuhochdeutsch auf Digitalis purpurea übertragen.
Fingernagel (14. Jahrhundert).
Fingerspitzengefühl umschrieben bei Fichte: ich weiß es in den Fingerspitzen zum Ausdruck höchster Empfindungsfähigkeit. ⇓ "S075"
fingern mhd. vingerndie Finger hin- und herbewegen‹: Und des Hexameters Maß leise mit fingernder Hand / Ihr auf den Rücken gezählt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Römische Elegien 5,16); Die Knaben… ließen… sich von den Fontänen in geöffnete Münder fingern (A083 Günter Grass, Blechtrommel 85); umgangssprachlich etwas fingerngeschickt ausführen‹ (A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 371).
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