Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Filz
ahd. filz, mhd. vilz, westgermanisch (altengl. felt), ins Mittellateinische übergegangen als filtrum, > franz. feutre und (auf jüngerer Entlehnung beruhend) filtre, abgeleitet filtrer;1 »ein verworren in einander geschlungenes Gewebe von Wolle oder Haaren, und was dem ähnlich ist« (L004 Johann Christoph Adelung), metonymisch »für einen Hut« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch): herunter mit dem Filz! (ebenda); als Zusammensetzung BierfilzBierdeckel‹ (vgl. "Deckel" ↑ "decken"); seit dem 15. Jahrhundert für einen bäuerischen Menschen, zunächst wohl, weil ein solcher in Filz gekleidet zu sein pflegte, zugleich auch für einen Geizigen (bei Schiller schwach flektiert), häufig karger Filz; auch für zusammengewachsene verworrene Haare, daher verfilzen (mhd. ), verfilzt, Filzlaus;
2"S147" neu nach der Undurchlässigkeit des Stoffes übertragen auf nicht durchschaubare Behördenstrukturen o.ä.: der Filz der Bürokratie, dazu Filzokratie »ineinander verflochtene Machtverhältnisse, durch Begünstigung bei der Ämterverteilung o.ä.« (L097 GWb);
filzen mhd. vilzen;
1 veraltet ›zu Filz machen‹: zusammenkrämpeln und filzen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Farbenlehre 2,233,20);
2 umgangssprachlich wohl nach ›(Tiere) beim Kauf befühlen‹ (vgl. L298 Sprach-Brockhaus 1935) übertragen ›gründlich durchsuchen‹ (vgl. S.A.L348 Siegmund A. Wolf: vilzensuchen‹ 1820): Sie haben ihn nicht gefunden beim Filzen (Toller; L337 WdG).
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