Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Fiktion
17. Jahrhundert < gleichbedeutend lat. fictio; ›Angenommenes, Erdachtes‹, zunächst1 in ⇓ "S181" juristischem Sinn ›kontrafaktische, hypothetische Annahme‹;
2"S127" literarischer Begriff, der das »poetische Wahre« (Breitinger) als Wirkliches einer entworfenen Welt begreift: läßt man es [das Falsche] für eine… Würckung des Verstandes passiren, so nennt man es eine fiction oder ein Gedichte (1691 Thomasius; L081 FWb), so auch in der Spätaufklärung als methodisches Problem formuliert und der Empirie entgegengesetzt (vgl. I.A153 Immanuel Kant, 2Kritik der reinen Vernunft; AA 3,503); seit dem 18. Jahrhundert literaturwissenschaftlicher Terminus, v. a. poetische Fiktion: Unser Wohlgefallen an idealischen Karakteren verliert nichts durch die Erinnerung, daß sie poetische Fictionen sind (1793 Schiller, Über das Pathetische; L081 FWb).
fiktiverdichtet, erdacht‹ (L149 Jakob Heinrich Kaltschmidt, FWb 1843).
fiktional fiktionale Texte und
Fiktionalität sind neuere Bildungen, die den literaturwissenschaftlichen Aspekt von Fiktion(2) aufnehmen. U.Keller, Fiktionalität als literaturwissenschaftliche Kategorie, 1980.
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