Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Figur
mhd. figure< lat. figura und altfranz. figure seit dem Mittelhochdeutschen1Gestalt‹: eine schöne Figur (L308 Kaspar Stieler), mir aber ist die Ferne voll Figur (A215 Rainer Maria Rilke, Der Einsame), auf den Menschen bezogen im Sinne von ›Erscheinungeine elegante figur (L059 DWb), dazu Eine Figur machen (L308 Kaspar Stieler), vor allem
eine gute Figur machenansprechend erscheinen und sich verhalten‹, dagegen wie ›Gestalt‹ auch abwertend Was war das für eine närrische Figur? (L004 Johann Christoph Adelung); von öffentlich auftretenden Personen Kallist spielet eine vortreffliche Figur auf der Bühne des… Lebens (L004 Johann Christoph Adelung), bzw. solchen mit prototypischem Verhalten: Er scherzte über die Figur des tiefgebeugten Witwers, der alltäglich zum Grabe der teuren Abgeschiedenen pilgerte (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 639); daneben speziell in der ⇓ "S130" Mathematik ›die äußeren Umrisse‹: Der Circkel ist unter allen ecketen Figuren die aller volkomlichest (L105 Georg Henisch); seit dem Mittelhochdeutschen
2Geschöpf‹ mit Betonung des Kreativen, daher in der Kunst »alle gezeichnete, gemahlte, geschnitzte, gedruckte und auf andere Art verfertigte Abbildungen« (L004 Johann Christoph Adelung), besonders in der Malerei ein Gemählde voll Figuren »voll Menschen« (L004 Johann Christoph Adelung) im Gegensatz zu Landschaft, in der Literatur die Figur des Faust; daher bereits im Mittelhochdeutschen auch im Sinne von ›Symbolund haben wir… an Loths weibe… eine figur (Böhme; L059 DWb); auf gestaltete Sprache bezogen »was uneigentlich oder verblümt ist« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch): Dieser figuren [der Tropen und Schemata] … zue beschreiben / achte ich vnvonnöthen (1624 A203 Martin Opitz, Poeterey 29), s. unten figürlich; beim Tanz, in der ⇓ "S141" Musik »verschiedene willkührliche Verzierungen und Veränderungen« (L004 Johann Christoph Adelung).
figürlich (1469; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) vor allem in rhetorischem Sinn Figürliche reden bedeuten vil vnd sind dunckel (L105 Georg Henisch), auf das einzelne Wort bezogen die figürliche Bedeutung eines Wortes »die uneigentliche, verblümte Bedeutung, im Gegensatze der eigentlichen« (L004 Johann Christoph Adelung), daneben auch in der Kunst im Gegensatz zu ›abstrakt‹: der figürlich bemalten Rückenlehne (Th.Mann; L337 WdG).
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