Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
feudal
< mittellat. feudalis zu feum, feudum ›Lehen‹ (11. Jahrhundert), das auf das germanische Wort für ↑ "Vieh" zurückgeht, das -d- wohl nach allodium ↑ "Allod" (vgl. L046 DRWb3,521; H.Krawinkel, Feudum, 1938); anfangs auch feudalisch.1 Seit dem 17. Jahrhundert ⇓ "S181" juristisch politisches Fachwort »lehnbar, lehnspflichtig« (L004 Johann Christoph Adelung s. v. allodial), im ⇓ "S129" marxistischen Sprachgebrauch als erste Stufe auf dem Weg zum ↑ "Kommunismus" gedeutet: Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen ist, hat alle feudalen, patriarchalischen idyllischen Verhältnisse zerstört (1848 A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels Das kommunistische Manifest, 4,464), insofern Bezeichnung der historischen Epoche, die dem "Kapitalismus" (↑ "Kapital") vorausgeht: Die ökonomische Struktur der kapitalistischen Gesellschaft ist hervorgegangen aus der ökonomischen Struktur der feudalen Gesellschaft (A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels 23,620), daher feudale Rückständigkeit (L337 WdG); ältere Zusammensetzungen Feudalherr, Feudalrecht, Feudalsystem;
2"S139" um 1885 ⇓ "S211" studentensprachliches Modewort ›vornehm, luxuriös, üppig‹ (L081 FWb), dann allgemein
Feudalismus"S175" Ende des 18. Jahrhunderts (L086 GG) < ⇓ "S070" franz. féodalité, bei L032 Joachim Heinrich Campe Erg. nur Feudalist »ein Lehrer oder Kenner des Lehnsrechts«; Von dem Wesen des Feudalismus (A.Müller, Die Elemente der Staatskunst, 2.T., 1809,72ff.); seit dem Vormärz politischer Kampfbegriff, nach der ⇓ "S129" marxistischen Ausdeutung als Abhängigkeitsverhältnis zwischen Großgrundbesitzern und Bauern bzw. Pächtern. L086 GG2,337ff.
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