Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
fett
im 14. Jahrhundert im Mitteldeutschen erscheinende ⇓ "S150" niederdeutsche Form für ↑ "feist". Seit Luther hat es feist stärker – auch im Oberdeutschen – zurückgedrängt und in der Bedeutung eingeschränkt. Gegensatz zu "mager"; übertragen ›reichlich, üppig‹, z. B. Fette Pfrunde (L308 Kaspar Stieler), Ein fetter Acker (L004 Johann Christoph Adelung), fette Beute (Gryphius; L059 DWb), »bei den Mahlern« fetter (›stark auftragender‹) Pinsel(L004 Johann Christoph Adelung), daher im Druckerwesen Gegensatz zu mager, auf breitere Buchstaben bezogen (1805; L160 Heinrich Klenz), Fettdruck, halbfett (1884; L160 Heinrich Klenz); das macht den Kohl (auch) nicht fettdarauf kommt es (auch) nicht (mehr) an‹. Gelegentlich ›feucht, triefendDas vom Blut fette Schwert (A095 Andreas Gryphius, Tränen des Vaterlandes), wohl von der Vorstellung triefenden Fettes, vgl. auch fette Wiese. Jetzt ⇓ "S105" jugendsprachliches ⇓ "S229" Verstärkungswort, wie "derb".
Fett aus dem Adjektiv (wie ↑ "Gut"), wie das Adjektiv abwertend Symbol des Wohlstands: Ein Medaillon des Mittelstandes staunt / von Fett umträumt das Kinn (A010 Gottfried Benn, Nachtcafé), umgangssprachlich
⊚⊚ jmdm. sein Fett geben, sein Fett haben/ kriegen (18. Jahrhundert) sind euphemistische Essensbilder wie "Kopfnuß" (↑ "Nuß"), "Ohrfeige" (↑ "Ohr") etc.
Fettnäpfchen umgangssprachlich
ins Fettnäpfchen treten (19. Jahrhundert) ›eine Taktlosigkeit begehen, sich unbeliebt machen‹, ursprünglich wohl vom Fettnäpfchen, das im Bauernhaus zum Einfetten der Stiefel stand (vgl. L309 Adolf Josef Storfer, Dickicht 28): Da muß man aufpassen, daß man ned ins Fettnäpfchen tritt! (A169 Franz Xaver Kroetz, Maria 99).
fetten (mhd. ), transitiv dafür jetzt einfetten, bei L033 Joachim Heinrich Campe der niedrigen Sprechweise zugeordnet; verfetten und Verfettung (L056 Duden 111934 bzw. 91915).
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