Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Fessel
1"S087" Fem. , ahd. fezzil, mhd. vezzel Mask. , als Maskulinum noch bis ins 18. Jahrhundert (Lessing), zuweilen auch als Neutrum; gemeingermanisch, wohl zu ⇑ "Faß", "fassen"; mittelhochdeutsch vorwiegend ›Schwert- oder Schildgehenk‹ in Übereinstimmung mit den altgermanischen Dialekten; mit der jetzigen Bedeutung ›an Fortkommen oder Bewegung hinderndes textiles oder metallenes Band‹ (15. Jahrhundert; L320 Trübner) erscheint mittelhochdeutsch (mitteldt.) ein zu "Fuß" gehöriges Femininum vezzer, ahd. fezzera, das in den nördlichen Dialekten seine Entsprechungen hat (engl. fetters). Hierdurch ist Fessel in der Bedeutung beeinflußt, wie sich überhaupt die beiden indogermanischen Sippen ped- ›fassen‹ und ped- ›Fuß‹ nicht immer scharf trennen lassen (L249 Julius Pokorny 790f.); häufig im Plural, übertragen: dann magst du mich in Fesseln schlagen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1701), die Fessel der Liebe (L004 Johann Christoph Adelung);fesseln (frühnhd., 1420), vorher mhd. vezzern, ahd. fezzaron; häufig übertragen ›faszinierenein fesselnder Vortrag.
2"S087" mhd. vezzel, fissel, der etwa dem menschlichen Knöchelgelenk entsprechende Teil des Pferdebeines, zu ↑ "Fuß" gehörig; auch auf Menschen bezogen Sie hatte schlanke Fesseln.
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