Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
feiern
ahd. firon, mhd. viren; ⇓ "S110" der ursprüngliche Bezug auf ein kirchliches Fest ist erweitert; Objekt entweder die Zeit, welche zur Feier verwendet wird – Vnd solt diesen Tag haben zum gedechtnis / vnd solt jn feiren dem HERRN zum Fest (A180 Martin Luther, 2.Mose 12,14) -, oder die Veranlassung: eine Vermählung, einen Helden feiern, Große Leute wollen gefeyret seyn (L308 Kaspar Stieler), im Perfekt eine gefeierte (›erfolgreiche‹) Frau, übertragen ›verherrlichen, preisen‹. Wie lat. feriae zunächst ›Ruhetag‹ ist, so bedeutet auch mhd. vireRuhe von der Arbeit‹. Während diese Bedeutung dem Substantiv abhanden gekommen ist (dafür zum Teil das im 16. Jahrhundert neu entlehnte "Ferien"), hat sich die entsprechende beim Verb in intransitivem Gebrauch erhalten: Die Bureaus und Werkstätten feierten (Th.Mann; L337 WdG);Feier ahd. fir(r)a, mhd. vire, aus ⇓ "S120" mittellat. feria (↑ "Ferien") früh entlehnt; in religiösem Sinn: der heiligen feier halten (Luther; L059 DWb), dazu Totenfeier, Trauerfeier, Abendmahlsfeier, Hochzeitsfeierdes Lebens schönste Feier (A222 Friedrich Schiller, Glocke); allgemeiner für eine dem Alltag entgegengesetzte Veranstaltung, im Gegensatz zu "Fest" auch ernst und erhaben: Und das Schweigen im Volk, ist es die Feier schon vor dem Feste? die Furcht, welche den Gott ansagt? (A131 Friedrich Hölderlin, An die Deutschen; 2,9), Mir zur Feier, Dir zur Feier Titel zweier Gedichtsammlungen A215 Rainer Maria Rilkes; formelhaft
zur Feier des Tages (L320 Trübner) oft scherzhaft (auch auf einen unbedeutenden Anlaß bezogen): die Damen Buddenbrook, von denen Pfiffi zur Feier des Tages eine goldene Kette an ihrem Pincenez trug (Th.Mann; L337 WdG);
Feierabend spätmhd. virabent, ursprünglich ›Vorabend des Feiertags‹ (↑ "Abend"), später umgedeutet; Feyerabend haben… machen (L308 Kaspar Stieler); unabhängig von der Tageszeit auf das Ende der Arbeit bezogen: Die Zimmerleute haben… um drey Uhr Feyerabend gemacht (L004 Johann Christoph Adelung); allgemeiner umgangssprachlich »die Beendigung eines Geschäftes«: Gott macht mit den Menschen bald Feyerabend (L004 Johann Christoph Adelung);
Feiertag ahd. firatag, mhd. virtac; als Gegensatz zu Arbeitstag, "Werktag": Feyer- und Werkeltage (L308 Kaspar Stieler), in religiösem Sinn Haltet meine Feiertage (A180 Martin Luther, 3.Mose 19,3), Sonn- und Feyertage (L004 Johann Christoph Adelung);
feierlich mhd. virelich; zum Ausdruck von Würde und Erhabenheit: Feyerliche Worte (L308 Kaspar Stieler), froh wie wir in deinem Frieden, schöne feierliche Nacht! (A131 Friedrich Hölderlin, Hymne an die Freundschaft), Ein feyerliches Versprechen (L004 Johann Christoph Adelung); als Bezeichnung der Stilschicht im Wörterbuch. ›weihevoll, förmlich‹.
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