Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Feder
ahd. fedara, mhd. veder(e), altgermanisch (engl. feather), urverwandt griech. pétomai (›ich fliege‹, lat. penna, altslawisch pero ›Feder‹;1Vogelfedereinem Vogel die Federn ausrupfen (L004 Johann Christoph Adelung);
⊚⊚ Federn lassen müssenetwas einbüßen‹ (mhd. ), sich mit fremden Federn schmücken »mit entlehnten Vorzügen prahlen« (L004 Johann Christoph Adelung); ⇓ "S027" übertragen im Plural ›Bett‹ (frühnhd.): denen jungfern aus denen federn zu helfen (1719; L059 DWb); sputen, daß ich in die Federn komme (A082 Christian Dietrich Grabbe, Scherz III,1,255);
2 spezialisiert ›die zum Schreiben zugeschnittene Schwungfeder‹ (ahd. skribfedara), metonymisch auch für die Schreibart und Schriftstellerei: beißende, spitzige Feder (L004 Johann Christoph Adelung), ein Mann von der Feder »dessen vornehmste Beschäftigung das Schreiben ist« (L004 Johann Christoph Adelung), für die kritische Schreibart, als Symbol der Geistesfreiheit: die Freiheit der Feder ist das einzige Palladium der Volksrechte (1793 I.A153 Immanuel Kant; AA 8,304);
in die Feder diktieren: das dictier dem gerichtschreiber vom mund in die federn (16. Jahrhundert; L059 DWb); indem die Funktion in der Vorstellung als das Wesentliche hervortrat, um 1800 dann auch auf die als Ersatz eintretende Stahlfeder übertragen: die silberne Reißfeder (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Campagne in Frankreich 33,301,11);
3 seit dem 16. Jahrhundert für verarbeitete Metallstücke, die vermöge ihrer Elastizität immer wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückkehren (zunächst für die große Wagenfeder, dann auch für schnecken- oder spiralförmige Federn), wohl nach der Elastizität der natürlichen Feder, dafür spricht auch FederkraftElastizitätL003 Johann Christoph Adelung 1775, vgl. auch federn (s. unten); gewöhnlich näher bestimmt, besonders durch Zusammensetzungen: Drahtfeder, Springfeder (L092 GoeWb), Sprungfeder, Stoßfeder, Triebfeder, Uhrfeder; übertragen ›AntriebFreude heißt die starke Feder / In der ewigen Natur (A222 Friedrich Schiller, An die Freude, 2.1,186). ⇑ "Gefieder", "Fittich".
Federfuchser (A222 Friedrich Schiller, Kabale und Liebe 1,2) ›Buchstabenkrämer, Pedant‹; ↑ "Fuchs".
Federlesen"S093" ursprünglich ›Absammeln von Flaumfedern von dem Gewande eines Höhergestellten‹ (spätmhd. vederlesenschmeicheln‹), daher ›umständliches, rücksichtsvolles Verfahren‹, dazu er [der Durchblick] ist nicht das Federlesen, nicht das langsame Abwickeln der Gedanken (Zimmermann); gewöhnlich nur in
nicht viel Federlesens machen mit jmdm. / etwasrücksichtslos verfahren‹, ohne (viel) Federlesen(s); zur Genitivform ↑ "viel".
Federspiel mhd. vederspil, ⇓ "S015" alte Bezeichnung für einen Jagdvogel, weil er zum Spiel, zur Unterhaltung dient, ähnlich Windspiel (↑ "Wind"); wiederbelebt bei Hauff, Jean Paul u. a.
Federstrich
etwas mit einem Federstrich abtun (L092 GoeWb).
Federviehgefiederte Haustiere‹, ⇓ "S241" verdeutlichende Bildung (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Stella; 11,149,15), möglich geworden durch die Bedeutungserweiterung von (kleines) Vieh auf Vögel (frühnhd.; L059 DWb12.2,60f.).
Federweißer"S234"neuer Wein, bei dem die Gärung schon so weit fortgeschritten ist, daß er nicht mehr süß ist‹ (weil man in diesem Stadium FederweißAlaun‹ in den Wein tat? Vgl. L059 DWb).
federnsich beim Druck elastisch zeigen‹ (von Wagen, Eisenbahnschienen), so zuerst L033 Joachim Heinrich Campe 1808; häufig auf die Gangart bezogen mit federnden Schritten, bei Immermann federnde Sohlen (L264 Daniel Sanders), vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–42; im Politjargon (Sparmaßnahmen) sozial abfedern.
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