Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
faul
ahd. / mhd. ful, altgermanisch (engl. foul), urverwandt lat. pus ›Eiter‹ (↑ "Pustel"), griech. pýon ›Eiter‹.1 ›in stinkende Zersetzung übergegangen‹: Der ich doch wie ein faul Ass vergehe(A180 Martin Luther, Hiob 13,28);
2 verallgemeinert ›verdorben, nichts wert‹, mittelhochdeutsch beginnend: jr hohes lop ist niht ful (L190 Lexer), in festeren Verbindungen faules Geschwätz (Luther; L059 DWb), faule Ausrede (16. Jahrhundert; L059 DWb), faule Redensarten, faule Witze; ein fauler Kunde, eine faule Sache; es steht faul damit; geflügelt Etwas ist faul im Staate Dänemark(nach Hamlet 1,4; Shakespeare: rotten; A.W.Schlegel: Dänemarks);
3 bereits mittelhochdeutsch als starker Ausdruck ›träge‹, also ursprünglich ›schon in Verwesung übergegangen, so daß die Organe ihren Dienst nicht mehr versehen‹, ⇓ "S228" verstärkt stinkend faul, stinkfaul (17. Jahrhundert); zuweilen in ungenauer Verbindung: faules Leben, faule Tage; umgangssprachlich nicht faul ›geschwind‹: der Bär, nicht faul, sucht ihn(Lessing).
Faulbett wie "Lotterbett", Luther und noch A075 Johann Wolfgang von Goethe (Faust I,1692);
Faulheit (mhd. ) zu faul(3);
Faulpelz ⇓ "S195" schweizerisch 1297 (L290 Schweiz.Idiotikon 4,1224), ursprünglich wohl zu Pelz›Schimmelschicht‹, ⇓ "S191" Schimpfwort wie Faulenzer;
Faultier (17. Jahrhundert), ⇓ "S122" Lehnbildung nach span. perezoso Mask. (›der Faule‹), wegen der langsamen Bewegungen des Tieres übertragen gebraucht wie Faulenzer ⇓ "S191" (L264 Daniel Sanders);
faulen (ahd. ), zu faul(1), aus der Abdeckerei faulte Verwesung(A165 Wolfgang Koeppen, Jugend 142), anfaulen, verfaulen;
faulig mhd. vullich, zu faul(1), faulig schmecken, riechen;
Fäule (ahd. ), zu faul(1), aus der Fäule der Erd'(Herder), jetzt besonders fachsprachlich in Mundfäule, Edelfäule (1846 Überreife der Trauben) etc.;
Fäulnis (ahd. ), zu faul(1), in Fäulnis übergehen; im 18. Jahrhundert dafür auch Fäulung, zu einem Verb fäulen ›faul machen‹ (noch bei Haller);
faulenzen spätmhd. vulezen ›faulig schmecken‹, auch ›träge sein‹, im 16. Jahrhundert mit ostmitteldeutscher Nasalierung faulenzen und auf die zweite Bedeutung eingeschränkt; dazu im 16. Jahrhundert Faulenz Mask. , auch gedeutet als faul(er) ↑ "Lenz" (Sachs), gebräuchlicher
Faulenzer »der nicht gern arbeitet« (L105 Georg Henisch). A.Feuerstein, Die neuhochdeutschen Verba mit der Bedeutung riechen und schmecken nach etwas. Diss. 1922.
2 verallgemeinert ›verdorben, nichts wert‹, mittelhochdeutsch beginnend: jr hohes lop ist niht ful (L190 Lexer), in festeren Verbindungen faules Geschwätz (Luther; L059 DWb), faule Ausrede (16. Jahrhundert; L059 DWb), faule Redensarten, faule Witze; ein fauler Kunde, eine faule Sache; es steht faul damit; geflügelt Etwas ist faul im Staate Dänemark(nach Hamlet 1,4; Shakespeare: rotten; A.W.Schlegel: Dänemarks);
3 bereits mittelhochdeutsch als starker Ausdruck ›träge‹, also ursprünglich ›schon in Verwesung übergegangen, so daß die Organe ihren Dienst nicht mehr versehen‹, ⇓ "S228" verstärkt stinkend faul, stinkfaul (17. Jahrhundert); zuweilen in ungenauer Verbindung: faules Leben, faule Tage; umgangssprachlich nicht faul ›geschwind‹: der Bär, nicht faul, sucht ihn(Lessing).
Faulbett wie "Lotterbett", Luther und noch A075 Johann Wolfgang von Goethe (Faust I,1692);
Faulheit (mhd. ) zu faul(3);
Faulpelz ⇓ "S195" schweizerisch 1297 (L290 Schweiz.Idiotikon 4,1224), ursprünglich wohl zu Pelz›Schimmelschicht‹, ⇓ "S191" Schimpfwort wie Faulenzer;
Faultier (17. Jahrhundert), ⇓ "S122" Lehnbildung nach span. perezoso Mask. (›der Faule‹), wegen der langsamen Bewegungen des Tieres übertragen gebraucht wie Faulenzer ⇓ "S191" (L264 Daniel Sanders);
faulen (ahd. ), zu faul(1), aus der Abdeckerei faulte Verwesung(A165 Wolfgang Koeppen, Jugend 142), anfaulen, verfaulen;
faulig mhd. vullich, zu faul(1), faulig schmecken, riechen;
Fäule (ahd. ), zu faul(1), aus der Fäule der Erd'(Herder), jetzt besonders fachsprachlich in Mundfäule, Edelfäule (1846 Überreife der Trauben) etc.;
Fäulnis (ahd. ), zu faul(1), in Fäulnis übergehen; im 18. Jahrhundert dafür auch Fäulung, zu einem Verb fäulen ›faul machen‹ (noch bei Haller);
faulenzen spätmhd. vulezen ›faulig schmecken‹, auch ›träge sein‹, im 16. Jahrhundert mit ostmitteldeutscher Nasalierung faulenzen und auf die zweite Bedeutung eingeschränkt; dazu im 16. Jahrhundert Faulenz Mask. , auch gedeutet als faul(er) ↑ "Lenz" (Sachs), gebräuchlicher
Faulenzer »der nicht gern arbeitet« (L105 Georg Henisch). A.Feuerstein, Die neuhochdeutschen Verba mit der Bedeutung riechen und schmecken nach etwas. Diss. 1922.