Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
fast
ahd. fasto, mhd. vaste, Adverb zu ahd. festi, mhd. veste, nhd. fest. Soweit das Adverb eine von der des Adjektivs abweichende Bedeutungsentwicklung gehabt hat, hat es sich der sonst durchgedrungenen Angleichung an dasselbe entzogen, ↑ "schon"; ⇓ "S080" mittelhochdeutsch ›sehr‹ neben Verben, Adjektiven und Adverben, so bis ins 17. Jahrhundert (mundartlich noch jetzt), sehr häufig bei Luther: wenn du gleich fast danach ringest, so erlangst du es doch nicht; Gott ist fast mächtig in der Sammlung der Heiligen; wiewohl ich euch fast sehr liebe; nicht fast ist noch jetzt schweizerisch mundartlich und erscheint auch noch spät bei Schweizer Schriftstellern, z. B. bei Pestalozzi: daß es ihm im Grund nicht so fast ums Sterben zu tun war. Die jetzige Bedeutung, mit der fast das ältere 1"schier" verdrängt hat, ist wohl von solchen Fällen ausgegangen, in denen, genaugenommen, keine Verstärkung möglich ist, wie fast alle, nichts, nicht, in denen daher die Setzung eines fastgerade durch den Mangel völliger Gewißheit veranlaßt werden kann, daher auch schon bei Luther fast die ganze Stadt; der Übergang findet im 16./ 17. Jahrhundert statt, bei L105 Georg Henisch nebeneinander fast »schier/ beynahe/ sehr/ trefflich«, so auch L308 Kaspar Stieler und noch A036 Adalbert von Chamisso: Es stünde bald anders und besser fast (Und sitz' ich am Tische); neben Zahlenangaben ›ungefähr‹, so schon bei Luther weil er fast hundertjährig war; mit umschreibendem Konjunktiv II häufig in der Bedeutung ›etwas ist glücklicherweise nicht geschehen‹: er wäre fast gestorben, sie hätte sich fast die finger verbrannt (L059 DWb); wechselnde Positionen im Satz vermerkt L004 Johann Christoph Adelung: Ich habe es fast von allen gehöret… von fast allen, wobei letztere Verwendung gerügt wird.
ahd. fasto, mhd. vaste, Adverb zu ahd. festi, mhd. veste, nhd. fest. Soweit das Adverb eine von der des Adjektivs abweichende Bedeutungsentwicklung gehabt hat, hat es sich der sonst durchgedrungenen Angleichung an dasselbe entzogen, ↑ "schon"; ⇓ "S080" mittelhochdeutsch ›sehr‹ neben Verben, Adjektiven und Adverben, so bis ins 17. Jahrhundert (mundartlich noch jetzt), sehr häufig bei Luther: wenn du gleich fast danach ringest, so erlangst du es doch nicht; Gott ist fast mächtig in der Sammlung der Heiligen; wiewohl ich euch fast sehr liebe; nicht fast ist noch jetzt schweizerisch mundartlich und erscheint auch noch spät bei Schweizer Schriftstellern, z. B. bei Pestalozzi: daß es ihm im Grund nicht so fast ums Sterben zu tun war. Die jetzige Bedeutung, mit der fast das ältere 1"schier" verdrängt hat, ist wohl von solchen Fällen ausgegangen, in denen, genaugenommen, keine Verstärkung möglich ist, wie fast alle, nichts, nicht, in denen daher die Setzung eines fastgerade durch den Mangel völliger Gewißheit veranlaßt werden kann, daher auch schon bei Luther fast die ganze Stadt; der Übergang findet im 16./ 17. Jahrhundert statt, bei L105 Georg Henisch nebeneinander fast »schier/ beynahe/ sehr/ trefflich«, so auch L308 Kaspar Stieler und noch A036 Adalbert von Chamisso: Es stünde bald anders und besser fast (Und sitz' ich am Tische); neben Zahlenangaben ›ungefähr‹, so schon bei Luther weil er fast hundertjährig war; mit umschreibendem Konjunktiv II häufig in der Bedeutung ›etwas ist glücklicherweise nicht geschehen‹: er wäre fast gestorben, sie hätte sich fast die finger verbrannt (L059 DWb); wechselnde Positionen im Satz vermerkt L004 Johann Christoph Adelung: Ich habe es fast von allen gehöret… von fast allen, wobei letztere Verwendung gerügt wird.