Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Familie
< lat. familia, franz. famille im 15. Jahrhundert ⇓ "S124" entlehnt. Die alte Bezeichnung für den Begriff, mhd. hiwische, zu dem ersten Bestandteil von ↑ "Heirat" gehörig, ist früh untergegangen, Luther gebraucht dafür "Haus" und so noch bis ins 18. Jahrhundert.1 Zunächst allgemeiner ›Hausgenossenschaft, häusliche Gemeinschaft‹ (wie lat. familia), daher bis ins 18. Jahrhundert einschließlich Gesinde (vgl. L004 Johann Christoph Adelung);
2.1 speziell und seit dem 18. Jahrhundert hauptsächlich auf miteinander verwandte Menschen bezogen, im Sinne von ›Geschlecht, SippeDiese Familie ist längst ausgestorben (L004 Johann Christoph Adelung),
2.2 zumal ›Eheleute und ihre Kinder‹, daher von Nichtverheirateten und Kinderlosen er/ sie hat keine Familie. Mit zunehmend gesellschaftstheoretischer Bedeutung Die Familie ist Grundpfeiler der bürgerlichen Gesellschaft(1794; L086 GG), bzw. politischer: Der Geist der Familie, die Penaten sind ebenso ein substantielles Wesen als der Geist eines Volkes im Staate(1822 A113 Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Philosophie der Geschichte, SW 11,75); seit dem 18. Jahrhundert zunehmend ⇓ "S048" Bestimmungswort von Zusammensetzungen: Familienähnlichkeit bei Goethe bereits übertragen wie franz. air de famille (L092 GoeWb), bei A282 Ludwig Wittgenstein (PU §67 u.ö.) zur Beschreibung der Zusammenhänge von Sprachspielen; bei Goethe z. B. Familienbild, Familienchronik, Familiendrama, Familienehre, Familienfest, Familiengefühl, Familiengeheimnis, Familiengeschichte, Familienglück, Familiengruft, Familienkreis, Familienleben, Familienmutter, Familienname, Familiensache, Familiensinn, Familienszene, Familientag, Familienvater, Familienwappen, Familienzwist (L092 GoeWb); die Entwicklung zur Kleinfamilie (›Lebensgemeinschaft zweier Generationen‹) vor allem als Erscheinung der modernen Industriegesellschaft, daher bei B.A254 Botho Strauß Abgesehen davon, daß nur die wenigsten von uns, die hierzulande in den Schrumpffamilien aufwuchsen, eine… erzählende Großmutter bei sich hatten (Paare 53), als Versuch einer Gegenbewegung seit etwa Ende der 1960er Jahre Großfamilie »Familienverband, der sich aus mehreren Kleinfamilien zusammensetzt« (L097 GWb). L086 GG2, 253ff. FamilienplanungMaßnahmen zur Geburtenregelung‹ (1966; L010 AWb), Lehnübersetzung < engl. family planning.
3 Als biologischer Ordnungsbegriff, bei Goethe oberhalb von "Gattung" (genus, "Geschlecht") angesiedelt (L092 GoeWb; nicht in Linnés Classes plantarum 1738); »Unterabtheilungen, in welche zahlreiche Ordnungen des Thier- und Pflanzenreichs von den Systematikern gebracht werden« (L211 Meyer, Konv.Lex.1847).
familiär
1vertraut, vertraulich; zwanglos‹ < lat. familiaris, daher zunächst familiar (16. Jahrhundert), dann nach franz. familier: durch eine sehr angenehme familiaire und also unaffectirte Schreibart (ca. 1680; L081 FWb), seit dem 18. Jahrhundert -är;
2 jünger im engeren Sinn ›die Familie betreffendfamiliäre Angelegenheiten.
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