Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
falsch
(⇓ "S232" westmitteldt. 12. Jahrhundert) Umbildung aus lat. falsus›unecht, trügerisch‹, über altfranz. fals und mittelniederländ. valsc(durch Anlehnung an die häufigen Adjektive auf -sc) entlehnt. Die verschiedenen Anwendungsweisen lassen sich unter drei Hauptkategorien bringen, die am einfachsten durch ihre ⇓ "S114" Gegensätze gekennzeichnet werden.1unecht‹: falscher Edelstein, falsche Münze, Unterschrift, Haare, der falsche Waldemar, so auch bei A200 Friedrich Nietzsche mit Hinüberdeuten nach (2): ihre Tugenden gehn mir noch mehr wider den Geschmack, als ihre Falschheiten und falschen Würfel (Zarathustra 161f.);
2 ebenfalls schon mittelhochdeutsch ›unaufrichtig, trügerisch‹: falscher Mensch, falsches Herz, falsche Zunge, Worte, falsche Frommigkeit (L308 Kaspar Stieler), falsch spielen kann zu (2) gehören ›Fehler gegen die Regeln des Spiels machen‹ oder zu (3) ›im Spiel betrügen‹; umgangssprachlich landschaftlich ›erbost‹, bei Schiller: der Vater schnitt ein falsch Gesicht.
3unrichtigDV solt kein falsch zeugnis reden wider deinen Nehesten (A180 Martin Luther, 2.Mose 20,16), falscher Schwur, falsch zeugen (L308 Kaspar Stieler), falsche Nachricht, Meinung, Religion, Schreibung, falsche Scham, falscher Stolz; falsch berichten, schwören, verfahren usw.;
in falschem Licht sehen/ erscheinenübertragen ›nicht der Realität entsprechend urteilen / wirken‹; eine Humanität, die nicht anerkennt, daß in der Naturwissenschaft nicht wahr sein kann, was vor der Philosophie falsch ist, das ist keine Humanität (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 557);
Falsch mhd. als Mask. , bei L004 Johann Christoph Adelung auch Neutr. , es ist aber für das Geschlecht kein lebendiges Sprachgefühl mehr vorhanden, da das Wort nur noch in den Wendungen es ist kein Falsch an ihm und ohne Falsch gebraucht wird.
fälschen ahd. falscon, felscen ( < lat. fals(ifi)care), zu falsch(1); etwas fälschendie echte Beschaffenheit einer Sache durch Beimischung von Unechtem beeinträchtigen‹; ungewöhnlich nach falsch(3) ›unrichtig machen, irreführen‹: das Urteil, die Sinne fälschen (Wieland).
fälschlich Adverb, mhd. valsch-, velschlich; jetzt zu falsch(3), bei Luther auch zu falsch(1).
falschmünzen zusammengewachsen aus dem Substantiv Falsch(mhd. auch ›falsches Geld‹) und "münzen" (entsprechend Falschmünzer bei Goethe noch falscher Münzer [L059 DWb]); eine individuelle Kühnheit ist es, wenn Schiller es transitiv gebraucht: der die Gesetze falschmünzt.
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