Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
fähig
im 15. Jahrhundert (mhd. nur gevæhic) abgeleitet aus der älteren Form fahenvon ↑ "fangen",1 ursprünglich und noch bei L308 Kaspar Stielerimstande zu fassen (und: gefaßt zu werden), in sich aufzunehmen‹, so noch in neuer Eindrücke fähig(Wieland);
2 auf geistiges Fassen übertragen ›begabt, tüchtig‹: fähig zu lernen »der bald ein ding begreifft« (L105 Georg Henisch), Er… hat einen fähigen Kopf (L308 Kaspar Stieler), mit Genitiv. Nur große Seelen sind großer Entwürfe fähig (L004 Johann Christoph Adelung), auch absolut ein fähiger junger Mensch (L004 Johann Christoph Adelung), Gegensatz unfähig: Er ist seiner Freundschaft unfähig (L308 Kaspar Stieler), unfähig zum studiren (L308 Kaspar Stieler);
3"S181" rechtssprachlich ›berechtigt‹ (vgl. L046 DRWb3,350), so z. B. in den Zusammensetzungen geschäftsfähig, rechtsfähig »wer rechte haben kann, also eines selbständigen antheils an den lebensgütern fähig ist« (1884–87; L059 DWb), "zurechnungsfähig" (19. Jahrhundert) »wer nicht zurechnungsfähig ist, gilt als geistig gestört« (L059 DWb); dann überhaupt
4imstande, bereit‹: Er ist zu allem fähig »so wohl in gutem, als bösem Verstande« (L004 Johann Christoph Adelung); in dieser Bedeutung Wortbildungselement, häufig synonym mit ↑ "-bar", zuerst in baufähig für einen Acker, der »ein baw und saat erleiden mag« (L105 Georg Henisch), dann im 19./ 20. Jahrhundert mit stark sich ausdehnender Produktivität, vgl. erwerbsfähig, hoffähig (L033 Joachim Heinrich Campe), bei Goethe u. a. bildungsfähig, geschäftsfähig, lernfähig, zahlungsfähig (L092 GoeWb), weiterhin gesellschaftsfähig, "leistungsfähig", streichfähig, wandlungsfähig (alle L059 DWb), heiratsfähig (L264 Daniel Sanders), im 20. Jahrhundert ausbaufähig, dialogfähig, mehrheitsfähig, besonders auch fachsprachlich: saugfähig, spaltfähig, flugfähig usw. (W.Wilss, Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 1984, 1985,45ff.). Im Anschluß an fähig(2) und (3)
Fähigkeit »vermögenheit deß verstands« (L105 Georg Henisch), besonders im Plural: Fähigkeiten und Fertigkeiten, geistige Fähigkeiten; daß Ihnen… nicht die Möglichkeit gegeben war, die Ihnen innewohnenden Fähigkeiten… zu verwirklichen (A154 Hermann Kasack, Stadt 27); rechtssprachlich »die Eigenschaft, nach welcher man zu einer gültigen Handlung oder Veränderung fähig ist« (L004 Johann Christoph Adelung), Gegensatz Unfähigkeit (L308 Kaspar Stieler).
befähigen Neuschöpfung ⇓ "S071" Campes für "qualifizieren": Sein Alter und seine Erfahrungen… befähigten ihn dazu (L033 Joachim Heinrich Campe), mit
Befähigung .
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