Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Faden
ahd. fadum, mhd. vadem, vaden, urverwandt mit griech. petannynai ›ausbreiten‹, lat. patere ›sich erstrecken‹, passus ›Klafter, Schritt‹; gemeingermanisch, in den nördlichen altgermanischen Dialekten ›Umfassung mit den Armen, Maß, das durch Ausstreckung beider Arme gewonnen wird‹ (vgl. engl. fathom›Klafter‹).1 Es wird also zunächst einen Faden von diesem Maß bezeichnet haben (wie noch heute seemannssprachlich 3 Faden Tiefe),
2 dann erst einen Faden beliebiger Länge; metonymisch er kam so in den regen, dasz kein trockner faden an seinem ganzen leibe blieb (L059 DWb);
3 vielfach übertragen Lebensfaden, Schicksalsfaden aus der antiken Vorstellung vom Spinnen der Parzen;
⊚⊚ sein Leben hängt an einem seidenen Faden ↑ "Seide"; der Faden der Geduld reißt; da beißt keine Maus einen Faden ab ›das ist ganz sicher‹; zur Bezeichnung gedanklicher Zusammenhänge: Faden des Gesprächs / der Unterhaltung reißt ab / wird wieder angeknüpft / wieder aufgenommen, man verliert ihn; ich spinne meinen faden langmütig fort (Goethe; L059 DWb); vom Bild der Fäden des Spinnennetzes auch Sie umspinnen mich… mit ihren weichen Fäden (Jean Paul; L264 Daniel Sanders); zur Bezeichnung einer inneren Beziehung, Verbindung: er [hielt] alle fäden in seiner hand (L059 DWb), alle Fäden laufen hier zusammen;
⊚ roter Faden wird auf ein Kennzeichen der englischen Marine zurückgeführt: Sämmtliche Tauwerke der königlichen Flotte… sind dergestalt gesponnen, daß ein rother Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,212,17). Zusammensetzungen ⇑ "Bindfaden", "Leitfaden". Ableitung ↑ "einfädeln".
fadenscheinig (1767; L164 Friedrich Kluge), 1517 Geiler von Kaisersberg fadenschein (zu mhd. schin ›sichtbar‹),
1 vom Tuch ›so beschaffen, daß die einzelnen Fäden durchscheinen, abgewetzt‹;
2 erst im 19. Jahrhundert übertragen ›leicht durchschaubar, vorgeschützt‹ fadenscheinige Gründe.
ahd. fadum, mhd. vadem, vaden, urverwandt mit griech. petannynai ›ausbreiten‹, lat. patere ›sich erstrecken‹, passus ›Klafter, Schritt‹; gemeingermanisch, in den nördlichen altgermanischen Dialekten ›Umfassung mit den Armen, Maß, das durch Ausstreckung beider Arme gewonnen wird‹ (vgl. engl. fathom›Klafter‹).1 Es wird also zunächst einen Faden von diesem Maß bezeichnet haben (wie noch heute seemannssprachlich 3 Faden Tiefe),
2 dann erst einen Faden beliebiger Länge; metonymisch er kam so in den regen, dasz kein trockner faden an seinem ganzen leibe blieb (L059 DWb);
3 vielfach übertragen Lebensfaden, Schicksalsfaden aus der antiken Vorstellung vom Spinnen der Parzen;
⊚⊚ sein Leben hängt an einem seidenen Faden ↑ "Seide"; der Faden der Geduld reißt; da beißt keine Maus einen Faden ab ›das ist ganz sicher‹; zur Bezeichnung gedanklicher Zusammenhänge: Faden des Gesprächs / der Unterhaltung reißt ab / wird wieder angeknüpft / wieder aufgenommen, man verliert ihn; ich spinne meinen faden langmütig fort (Goethe; L059 DWb); vom Bild der Fäden des Spinnennetzes auch Sie umspinnen mich… mit ihren weichen Fäden (Jean Paul; L264 Daniel Sanders); zur Bezeichnung einer inneren Beziehung, Verbindung: er [hielt] alle fäden in seiner hand (L059 DWb), alle Fäden laufen hier zusammen;
⊚ roter Faden wird auf ein Kennzeichen der englischen Marine zurückgeführt: Sämmtliche Tauwerke der königlichen Flotte… sind dergestalt gesponnen, daß ein rother Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,212,17). Zusammensetzungen ⇑ "Bindfaden", "Leitfaden". Ableitung ↑ "einfädeln".
fadenscheinig (1767; L164 Friedrich Kluge), 1517 Geiler von Kaisersberg fadenschein (zu mhd. schin ›sichtbar‹),
1 vom Tuch ›so beschaffen, daß die einzelnen Fäden durchscheinen, abgewetzt‹;
2 erst im 19. Jahrhundert übertragen ›leicht durchschaubar, vorgeschützt‹ fadenscheinige Gründe.