Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Fabel
< lat. fabulaüber altfranz. fable um 1200 (Gottfried von Straßburg, Tristan 18463); ⇓ "S127"1 mittelhochdeutsch allgemein ›erdichtete Erzählung‹; bei A180 Martin Luther Gegensatz zu einem wahrheitsgemäßen Bericht: Vnd werden die ohren von der Warheit wenden / vnd sich zu den Fabeln keren (2.Timotheus 4,4) und aufgrund der Vulgata auch in der ursprünglichen Bedeutung des lateinischen Wortes ›(übles) Gerede‹: Israel wird ein Sprichwort und Fabel sein unter allen Völkern; vgl. bei Goethe etwas ins Fabelreich (›Reich der Einbildung‹) verweisen (L092 GoeWb);
2.1Kern der Handlung einer dramatischen oder epischen Dichtung‹: die fabel… von dem, der sich selbst krütziget, den namen genummen (1499; L059 DWb); die Fabel [des Nibelungenliedes] in ihren großen Hauptmotiven(L092 GoeWb); im 18. Jahrhundert auch überhaupt ›Sage‹, ›Mythos‹: in der zeit der fabel oder der heroischen geschichte (Winckelmann; L059 DWb);
2.2 speziell ›lehrhafte Tiergeschichte‹ nach dem Vorbild des Äsop, so besonders üblich seit Hagedorn und Gellert.
fabelhaft (17. Jahrhundert),
1der Dichtung, dem Mythos angehörig‹: Anakreons fabelhafte Gespielinnen, dichterische Tauben (Klopstock);
2 heute veraltet ›erdichtet‹ im Gegensatz zu ›wahr‹: was daran fabelhaft oder bloß leidenschaftlich war (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 28,200,2);
3 seit etwa 1850 ⇓ "S105" jugendsprachlich und umgangssprachlich ⇓ "S229" steigernd ›märchenhaft, außerordentlichfabelhaft billiger Preis (L059 DWb).
fabeln (mhd. ), ›Erdichtungen erzählen‹; v. a. abwertend ›Unsinn redener fabelte gewiß in letzten Zügen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2962); daneben
fabulieren (1515; L164 Friedrich Kluge) < lat. fabulari ›sich unterhalten, Geschichten erzählen‹ Vom Vater hab' ich die Statur, / … Von Mütterchen die Frohnatur / Und Lust zu fabuliren (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Zahme Xenien 3,368).
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