Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
extrem
Ende des 17. Jahrhunderts (1700; L081 FWb) < lat. extremus; »äußerst, außerordentlich« (L337 WdG), extreme Kälte, eine extrem hohe Strafe, extreme Gegensätze, auch superlativisch unter den extremsten Umständen(B.A247 Botho Strauß, Sieben Türen 183); besonders politisch ›radikal‹ extreme Richtungen [der Burschenschaft] (L092 GoeWb); Er hörte gern eine freie Meinung, je drastischer und extremer, desto besser (A060 Theodor Fontane, Stechlin, 5,10), dafür heute auch extremistisch (s. unten).Extrem Neutr. (1775; L081 FWb), seit dem 17. Jahrhundert (1665; L081 FWb) lateinisch flektiert in deutschen Texten; ›das Äußerste‹, ›Endpunkt‹, bezeichnet den höchsten oder niedrigsten Grad von etwas: Die Extreme, volle Erlösung und volle Verdammnis, sind wahrscheinlich… im ewigen Sein ebenso seltene Ausnahmen wie im sterblichen Leben (M. Brod, Die erste Stunde, in: A002 Ahnung und Aufbruch 263); auch ›Zuspitzung, Übertreibung‹: Bei keiner Revolution… sind die Extreme zu vermeiden (L092 GoeWb),
⊚ von einem Extrem ins andere fallen (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.).
Extremität (16. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) < lat. extremitates (corporis) Plural,
1 im Plural ›Gliedmaßen‹ obere Extremitäten (›Arme‹), untere Extremitäten (›Beine‹);
2 vom 17. (1626; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) bis ins 19. Jahrhundert (vgl. L266 Daniel Sanders FWb) auch »außerste Verlegenheit oder verzweiflungsvolle Lage« (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.);
3 seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts (1694; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) auch ›das Äußerste‹, ›Endpunkt‹ (wie Extrem, s. oben), Die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus (Schiller; L266 Daniel Sanders FWb).
Extremismus ⇓ "S149" 1.Hälfte des 20. Jahrhunderts (L211 Meyer, Konv.Lex. 81937) ›(politischer) Radikalismus‹, Rechtsextremismus, Linksextremismus, ⇓ "S175" ⇓ "S192" Schlagwort (»innenpolitisches Kampf- und Feindwort«; L030 Brisante Wörter) besonders seit dem sogenannten Extremistenbeschluß (1972;ebenda); dazu
Extremist (L201 Lutz Mackensen 1952) und
extremistisch (L053 Duden FWb 1960).
⊚ von einem Extrem ins andere fallen (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.).
Extremität (16. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) < lat. extremitates (corporis) Plural,
1 im Plural ›Gliedmaßen‹ obere Extremitäten (›Arme‹), untere Extremitäten (›Beine‹);
2 vom 17. (1626; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) bis ins 19. Jahrhundert (vgl. L266 Daniel Sanders FWb) auch »außerste Verlegenheit oder verzweiflungsvolle Lage« (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.);
3 seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts (1694; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) auch ›das Äußerste‹, ›Endpunkt‹ (wie Extrem, s. oben), Die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus (Schiller; L266 Daniel Sanders FWb).
Extremismus ⇓ "S149" 1.Hälfte des 20. Jahrhunderts (L211 Meyer, Konv.Lex. 81937) ›(politischer) Radikalismus‹, Rechtsextremismus, Linksextremismus, ⇓ "S175" ⇓ "S192" Schlagwort (»innenpolitisches Kampf- und Feindwort«; L030 Brisante Wörter) besonders seit dem sogenannten Extremistenbeschluß (1972;ebenda); dazu
Extremist (L201 Lutz Mackensen 1952) und
extremistisch (L053 Duden FWb 1960).