Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
existieren
(1709; L081 FWb) < lat. exsistere;1 ›vorhanden sein‹, ›dasein‹, (übertragen); Wir alle hier wissen, was uns blüht. Daß wir aufhören zu existieren, wenn ihr aufhört, an uns zu denken (A208 Ulrich Plenzdorf, Leiden 16f.);
2 seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (vgl. Goethe, siehe unten Existenz[2]) auch ›sein Auskommen haben‹, ›leben können‹.
existent (18. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) < lat. exsistens (Genitiv exsistentis), Partizip Präsens zu lat. exsistere (siehe existieren); ›vorhanden‹.
Existentialismus (1919; L138 HWbPh) zunächst von W.Moog u. a. auf Nietzsches Wahrheitslehre bezogen (›Behauptung der Abhängigkeit des Logischen vom Existierenden‹); seit etwa 1945 deutsche Bezeichnung für die französische Existenzphilosophie (franz. existentialisme 1925; Petit Robert, vgl. L138 HWbPh) besonders J.P.Sartres.
existentiell in ⇓ "S168" philosophischer Sprache zunächst in der Übersetzung von S.Kierkegaards Untertitel zu ›Unwissenschaftliche Nachschrift‹: existentielle Einsprache (1910 Gesammelte Werke 6,101); vgl. franz. existentiel (1908; L389 Petit Robert); Die Frage der Existenz ist immer nur durch das Existieren selbst ins Reine zu bringen. Das ›hierbei‹ führende Verständnis seiner selbst nennen wir das ›existentielle‹ (A115 Martin Heidegger, Sein und Zeit §4); ⇓ "S037" bildungssprachlich ›das Dasein wesentlich betreffend‹ existentielle Ängste, etwas ist von existentieller Bedeutung.
Existenz (1685; L081 FWb) < spätlat. exsistentia;
1 ›Vorhandensein‹, ›Dasein‹, wenn ich sehe, wie alle Wirksamkeit dahinaus läuft, sich die Befriedigung von Bedürfnissen zu verschaffen, die wieder keinen Zweck haben, als unsere arme Existenz zu verlängern(A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,19,14); Noch ist alles um uns so eingerichtet, daß es den meisten Menschen gelingt, ihre Existenz (um ein Wort von Thomas Bernhard zu benutzen) als eine perfekte Ablenkung von ihrer Existenz zu führen (B.A254 Botho Strauß, Paare 165); in der Existenzphilosophie (1929; L138 HWbPh) des 20. Jahrhunderts: Das Sein selbst, zu dem das Dasein sich so oder so verhalten kann und immer irgendwie verhält, nennen wir ›Existenz‹ (A115 Martin Heidegger, Sein und Zeit §4), Das »Wesen« des Daseins liegt in seiner Existenz (ebenda §9), Nicht mein Dasein also ist Existenz, sondern ›der Mensch‹ ist ›im Dasein‹ mögliche Existenz (21948 K.Jaspers, Philosophie 296);
2 ›materielle Lebensgrundlage‹ Indessen arbeitet er auf's fleißigste, sich eine Existenz auf's Alter zu sichern (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,46,61); (vgl. J.Hennig: Goethes Gebrauch des Wortes Existenz, in: L001 ABG 1971,94ff.);
3 übertragen, zumeist abwertend ›Mensch‹, geflügeltes Wort catilinarische Existenzen (1862 ⇓ "S074" Bismarck; L181 Otto Ladendorf), umgangssprachlich eine verkrachte Existenz. Zusammensetzungen Existenzangst, Existenzberechtigung, Existenzfrage, Existenzgrundlage, Existenzkampf, Existenzminimum (1860; L060 2DWb) usw., ↑ "Koexistenz", Präexistenz.
2 seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (vgl. Goethe, siehe unten Existenz[2]) auch ›sein Auskommen haben‹, ›leben können‹.
existent (18. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer) < lat. exsistens (Genitiv exsistentis), Partizip Präsens zu lat. exsistere (siehe existieren); ›vorhanden‹.
Existentialismus (1919; L138 HWbPh) zunächst von W.Moog u. a. auf Nietzsches Wahrheitslehre bezogen (›Behauptung der Abhängigkeit des Logischen vom Existierenden‹); seit etwa 1945 deutsche Bezeichnung für die französische Existenzphilosophie (franz. existentialisme 1925; Petit Robert, vgl. L138 HWbPh) besonders J.P.Sartres.
existentiell in ⇓ "S168" philosophischer Sprache zunächst in der Übersetzung von S.Kierkegaards Untertitel zu ›Unwissenschaftliche Nachschrift‹: existentielle Einsprache (1910 Gesammelte Werke 6,101); vgl. franz. existentiel (1908; L389 Petit Robert); Die Frage der Existenz ist immer nur durch das Existieren selbst ins Reine zu bringen. Das ›hierbei‹ führende Verständnis seiner selbst nennen wir das ›existentielle‹ (A115 Martin Heidegger, Sein und Zeit §4); ⇓ "S037" bildungssprachlich ›das Dasein wesentlich betreffend‹ existentielle Ängste, etwas ist von existentieller Bedeutung.
Existenz (1685; L081 FWb) < spätlat. exsistentia;
1 ›Vorhandensein‹, ›Dasein‹, wenn ich sehe, wie alle Wirksamkeit dahinaus läuft, sich die Befriedigung von Bedürfnissen zu verschaffen, die wieder keinen Zweck haben, als unsere arme Existenz zu verlängern(A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,19,14); Noch ist alles um uns so eingerichtet, daß es den meisten Menschen gelingt, ihre Existenz (um ein Wort von Thomas Bernhard zu benutzen) als eine perfekte Ablenkung von ihrer Existenz zu führen (B.A254 Botho Strauß, Paare 165); in der Existenzphilosophie (1929; L138 HWbPh) des 20. Jahrhunderts: Das Sein selbst, zu dem das Dasein sich so oder so verhalten kann und immer irgendwie verhält, nennen wir ›Existenz‹ (A115 Martin Heidegger, Sein und Zeit §4), Das »Wesen« des Daseins liegt in seiner Existenz (ebenda §9), Nicht mein Dasein also ist Existenz, sondern ›der Mensch‹ ist ›im Dasein‹ mögliche Existenz (21948 K.Jaspers, Philosophie 296);
2 ›materielle Lebensgrundlage‹ Indessen arbeitet er auf's fleißigste, sich eine Existenz auf's Alter zu sichern (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,46,61); (vgl. J.Hennig: Goethes Gebrauch des Wortes Existenz, in: L001 ABG 1971,94ff.);
3 übertragen, zumeist abwertend ›Mensch‹, geflügeltes Wort catilinarische Existenzen (1862 ⇓ "S074" Bismarck; L181 Otto Ladendorf), umgangssprachlich eine verkrachte Existenz. Zusammensetzungen Existenzangst, Existenzberechtigung, Existenzfrage, Existenzgrundlage, Existenzkampf, Existenzminimum (1860; L060 2DWb) usw., ↑ "Koexistenz", Präexistenz.