Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Evolution
< franz. évolution ( < lat. evolutio, zu lat. evolvere ›entwickeln‹).1 Vom 17. bis 19. Jahrhundert ⇓ "S136" militärisch ›Bewegung‹, ›Schwenkung der Truppen beim Exerzieren‹, Evolutions-Marsch (L266 Daniel Sanders FWb).
2.1 Seit Anfang des 18. Jahrhunderts im ⇓ "S038" biologischen Sinn ›Entfaltung‹, ›Entwicklung‹, zunächst nach der sogenannten Präformationslehre;
2.2 dann besonders ⇓ "S032" durch Darwin (Aufhebung der Schöpfungslehre) geprägt, so im Deutschen seit ca. 1870, heute ›Entwicklung der Lebewesen aus gemeinsamer Abstammung zur heutigen Formenvielfalt und Komplexität‹ (Evolutionstheorie), Gegensatz Epigenese (vgl. L092 GoeWb); des Statikers Epigenese und des Motorischen Evolution, / des Dynamikers Juchhe (A010 Gottfried Benn, Prolog 1920).
3 Seit Ende des 18. Jahrhunderts (A222 Friedrich Schiller, NA 20,40) historisch im Sinne einer allmählich fortschreitenden Entwicklung, politisch bei I.Kant (L060 2DWb): daß der staat sich von zeit zu zeit auch selbst reformire und, statt revolution evolution versuchend, zum besseren beständig fortschreite; in den philosophischen Wissenschaften häufig bezogen auf mehr oder minder langsam sich vollziehende politische und soziale Entwicklungen (Evolutionismus), Gegensatz "Revolution"; Ich glaube nicht an eine Evolution im Strafrecht. Administrative Evolution ist ein Schlagwort für Ängstliche (A265 Kurt Tucholsky, Deutschland 168).
4 Heute ⇓ "S037" bildungssprachlich auch bezogen auf jede allmählich und langfristig fortschreitende bzw. sich vollziehende Entwicklung: Evolution der Menschheit, der Sprache.
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