Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Euthanasie
< ⇓ "S081" griech. euthanasía 1.1sanfter, leichter Tod‹; I.A152 Immanuel Kant spricht metaphorisch von der »skeptischen Hoffnungslosigkeit« als der Euthanasie der reinen Vernunft (Kritik der reinen Vernunft 21787, 434), in griech.-lat. Form Euthanasia auch bei Wieland (L151 Josef Kehrein);
1.2"S132" medizinisch euthanasie, oder die kunst, den tod zu erleichtern (1805; L060 2DWb), »ärztliche Todeslinderung« (L153 Ludwig Kiesewetter, Fremdwörterbuch 1863).
2 Als Euthanasie bezeichneten die ⇓ "S145" nationalsozialistischen Machthaber 1939–45 verhüllend die »Vernichtung lebensunwerten Lebens«, zunächst der unheilbar Geisteskranken (L362 Christian Zentner/ L362 Friedemann Bedürftig); Wie kommst du auf einschläfern, Egon? Meinst du abspritzen, Euthanasie? Dafür mußten andere herhalten, Zigeuner, Irre, Kriminelle (Bieler; L098 2GWb). Der nationalsozialistische Begriff Euthanasie hat Vorläufer, besonders in der Schrift von K.Binding / A.Hoche: ›Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens‹ (1920). In Hitlers sog. Euthanasiebefehl (Oktober 1939) ist von "Gnadentod" – nach ärztlichem Gutachten – die Rede. L281 Cornelia Schmitz-Berning 215ff. – ⇓ "S207" Wegen der nationalsozialistischen Belastung wird das Wort auch im Sinne von (1.2) heute vermieden, dafür etwa "Sterbehilfe".
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