Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Etymologie
"S208" < ⇓ "S082" griech.-lat. etymologia ( < griech. étymos ›wahr, wahrhaftig‹) ›Lehre von der wahren Bedeutung der Wörter‹, ins Deutsche von Paracelsus (um 1520; L339 Karl-Heinz Weimann) und Emser (1521; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) aufgenommen als etymologei bzw. ethimologey; Ickelsamer (um 1534) gibt noch die »alte«, der Antike und dem Mittelalter verpflichtete Bedeutung an1 Etymologia heisset der ware rechte verstand / oder die außlegung und anzeygung des ursprungs der worter (Ickelsamer, Teutsche Grammatica; J.A196 Johannes Müller 147); wie hier ist im 17. Jahrhundert die lateinische Form und Flexion noch existent, Etymologie bei Moscherosch (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); die ältere Etymologie war spekulativ und stand u. a. im Dienst der »Stilistik, Rhetorik, Philosophie« (J.Trier, in: L138 HWbPh 2,816ff.; weiter L139 HWbRhet 2,1543ff.) und ist z. B. noch im Denken Heideggers existent; seit Entdeckung der indogermanischen und germanischen Lautgesetze (u. a. germanische und hochdeutsche Lautverschiebung) und Etablierung der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist Etymologie
2die Lehre von der Herkunft und Entwicklung der Wörter‹, und zwar im Sinn einer »formale[n] und semantische[n] Herleitung eines Wortes aus seiner ältesten erreichbaren Vorstufe« (W.L244 Wolfgang Pfeifer) und dient der Sprachgeschichte, der germanischen und indogermanischen Altertumskunde;
etymologisch (1631 Comenius; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt),
etymologisieren (1673 Grimmelshausen; ebenda);
Etymon substantiviertes Neutrum des Adjektivs étymos, seit dem 18. Jahrhundert (W.L244 Wolfgang Pfeifer) im Sinne von ›durch Sprachvergleich erschlossene ursprüngliche Wortform‹. J.Trier, in: L138 HWbPh 2,816ff., R.Schmitt (Hg.), Etymologie, 1977.
EtymNeutr. , ⇓ "S032" von A.Schmidt entwickelter Begriff (vgl. auch J.Joyce ›Finnegans Wake‹, New York 1959, 353), der Sprache »als Ausdruck des Ich-Bewußtseins… und als Ausdruck des Unbewußten… in einer identischen sprachlichen Substanz« bestimmt (S.Gradmann, Das Ungetym, 1986,63): Wie also nennen Wir diese, so Vieles bündelnden linguistischen Grundgewebsgebilde?… ›Etymologie‹: die Lehre vom Echten: taufen Wir die polyvalenten Gesellen einfach einmal ›Etym‹ (A.Schmidt, Der Triton mit dem Sonnenschirm, 1969,279); »Du meinst also, jeglicher Text wäre doppelsinnig=gestaucht, bawdy=verrenkt, zu lesen? -«… »Du unterscheidest: zwischen ›Wirtswort‹; und, subjektiv=bedingten ›Etym-Parasiten‹?« (A.Schmidt, Zettels Traum, 1970,25); ›Sind Wir nich Alle von Äddyms Kindern?‹ (ebenda, 27).
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