Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Ethik
(1556; L060 2DWb) aus ⇓ "S082" griech. ethike, lat. ethice, (res) ethica, zu dem von griech. ethos›Sitte, Gewohnheit, Brauch‹ abgeleitetem Adjektiv griech. ethikós ›den Charakter betreffend, sittlich‹; in deutscher Form zuerst bei L105 Georg Henisch (1616): »Ethick / kunst von tugenten / vnd guten sitten«, ⇑ "Moral", "Sitte";1 ⇓ "S168" ›Moralphilosophie‹, ›Sittenlehre‹, »Tugendlehre« (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.): Die alte griechische Philosophie teilte sich in drei Wissenschaften ab: Die Physik, die Ethik und die Logik (1785 I.A153 Immanuel Kant, Grundlegung, AA 4,387); Ethik bedeutete in den alten Zeiten dieSittenlehre (philosophia moralis) überhaupt, welche man auch die Lehre von den Pflichten benannte. In der Folge hat man es ratsam gefunden, diesen Namen auf einen Teil der Sittenlehre, nämlich auf die Lehre von den Pflichten, die nicht unter äußeren Gesetzen stehen, allein zu übertragen (dem man im Deutschen den Namen Tugendlehre angemessen gefunden hat) (1797 I.A152 Immanuel Kant, Metaphysik der Sitten; Werke, hg. Cassirer, 7,188); Ich setze hingegen der Ethik den Zweck, die in moralischer Hinsicht höchst verschiedene Handlungsweise des Menschen zu deuten, zu erklären und auf ihren letzten Grund zurückzuführen(1840 A231 Arthur Schopenhauer 4.II,195); Ethik ist aber Triebeinschränkung(S.A063 Sigmund Freud 14, 505; L138 HWbPh); Darum kann es auch keine Sätze der Ethik geben. Sätze können nichts Höheres ausdrücken. Es ist klar, daß sich die Ethik nicht aussprechen läßt. Die Ethik ist transcendental (Ethik und Aesthetik sind Eins.) (A282 Ludwig Wittgenstein, Tractatus 6.42f.); auch übertragen auf die philosophischen Werke und deren Inhalt: eine Ethik schreiben; und alle Ethiken waren zeither… thöricht und widernatürlich (A200 Friedrich Nietzsche, Fröhliche Wissenschaft; 3,371f.);
2 ›moralische, sittliche Einstellung, Anschauung (einer Person, eines Volkes usw.)‹: das Pflichtgefühl… sei nichts als bloße Ethik, das heiße schäbige Lebensbürgerlichkeit und irreligiöse Philisterei (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 679); Aber wer war bereit, auf das gefährliche, schwindeln machende Hochseil solcher Ethik zu klettern? (A167 Wolfgang Koeppen, Treibhaus 401); zur Begriffsentwicklung L139 HWbRhet 2,1468ff.;
Ethiker ›Moralphilosoph, Lehrer der Ethik‹: die Fruchtbarkeit dieser Lehren wird sich jeder Ethiker und Ascete leicht entwickeln (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 6,23 LH); Ich muß daher den Ethikern den paradoxen Rath ertheilen, sich erst ein wenig im Menschenleben umzusehn (1840 A231 Arthur Schopenhauer 4.II, 186);
ethisch < griech. ethikós ›sittlich, moralisch, gebräuchlich‹, lat. ethicus »Sitlich/ das zu den sitten gehort« (L037 Petrus Dasypodius 1536);
1 ›die Ethik betreffend, moralphilosophisch‹ (um 1700 Thomasius; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt): Diejenige [Gesetzgebung], welche eine Handlung zur Pflicht, und diese Pflicht zugleich zur Triebfeder macht, ist ethisch (I.A152 Immanuel Kant, Metaphysik der Sitten; Werke, hg. Cassirer, 7,19); Daß manche wissenschaftliche Räthsel nur durch eine ethische Auflösung begreiflich werden können, gibt man uns wohl zu (L092 GoeWb, s. v. begreiflich); Hieraus entsprangen nun die ethischen Systeme, sowohl philosophische, als auch auf Glaubenslehren gestützte. Beide suchten stets die Glücksäligkeit mit der Tugend irgendwie in Verbindung zu setzen (1818 A231 Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung 2,427);
2 ›moralisch, sittlich‹ Ich gehe zur Redaktion… – schreibe – lokal – –ethisch – – psychophysisch… man verhungert nicht mehr so leicht (A273 Frank Wedekind, Frühlings Erwachen 3,4); Es muß… eine Art von ethischem Lohn und ethischer Strafe geben, aber diese müssen in der Handlung selbst liegen (A282 Ludwig Wittgenstein, Tractatus 6.422); wir hatten den neuen Typus des Verräters aus ideologischen, ethischen und weiß ich was für Motiven (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 207); in dieser Bedeutung auch substantivisch: indem die letzte Spitze, in welche die Bedeutung des Daseyns überhaupt auslaufe, zuverlässig das Ethische sei(1840 A231 Arthur Schopenhauer 4.II,261); Es wird nämlich das Ethische durch mein Buch gleichsam von Innen her begrenzt (L.Wittgenstein, Briefwechsel [..], 1980,96); dazu
Ethos Neutr. , ›sittliche Haltung des Menschen, moralisches Bewußtsein‹; im 18. Jahrhundert (L245 2W.Pfeifer) über das Lateinische < griech. ethos ›Charakter, Sitte, Herkommen‹; seit dem späteren 19. Jahrhundert (L138 HWbPh) ›Triebkraft für eigenes Handeln, akzeptable moralische Normen einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe‹.
2 ›moralische, sittliche Einstellung, Anschauung (einer Person, eines Volkes usw.)‹: das Pflichtgefühl… sei nichts als bloße Ethik, das heiße schäbige Lebensbürgerlichkeit und irreligiöse Philisterei (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 679); Aber wer war bereit, auf das gefährliche, schwindeln machende Hochseil solcher Ethik zu klettern? (A167 Wolfgang Koeppen, Treibhaus 401); zur Begriffsentwicklung L139 HWbRhet 2,1468ff.;
Ethiker ›Moralphilosoph, Lehrer der Ethik‹: die Fruchtbarkeit dieser Lehren wird sich jeder Ethiker und Ascete leicht entwickeln (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 6,23 LH); Ich muß daher den Ethikern den paradoxen Rath ertheilen, sich erst ein wenig im Menschenleben umzusehn (1840 A231 Arthur Schopenhauer 4.II, 186);
ethisch < griech. ethikós ›sittlich, moralisch, gebräuchlich‹, lat. ethicus »Sitlich/ das zu den sitten gehort« (L037 Petrus Dasypodius 1536);
1 ›die Ethik betreffend, moralphilosophisch‹ (um 1700 Thomasius; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt): Diejenige [Gesetzgebung], welche eine Handlung zur Pflicht, und diese Pflicht zugleich zur Triebfeder macht, ist ethisch (I.A152 Immanuel Kant, Metaphysik der Sitten; Werke, hg. Cassirer, 7,19); Daß manche wissenschaftliche Räthsel nur durch eine ethische Auflösung begreiflich werden können, gibt man uns wohl zu (L092 GoeWb, s. v. begreiflich); Hieraus entsprangen nun die ethischen Systeme, sowohl philosophische, als auch auf Glaubenslehren gestützte. Beide suchten stets die Glücksäligkeit mit der Tugend irgendwie in Verbindung zu setzen (1818 A231 Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung 2,427);
2 ›moralisch, sittlich‹ Ich gehe zur Redaktion… – schreibe – lokal – –ethisch – – psychophysisch… man verhungert nicht mehr so leicht (A273 Frank Wedekind, Frühlings Erwachen 3,4); Es muß… eine Art von ethischem Lohn und ethischer Strafe geben, aber diese müssen in der Handlung selbst liegen (A282 Ludwig Wittgenstein, Tractatus 6.422); wir hatten den neuen Typus des Verräters aus ideologischen, ethischen und weiß ich was für Motiven (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 207); in dieser Bedeutung auch substantivisch: indem die letzte Spitze, in welche die Bedeutung des Daseyns überhaupt auslaufe, zuverlässig das Ethische sei(1840 A231 Arthur Schopenhauer 4.II,261); Es wird nämlich das Ethische durch mein Buch gleichsam von Innen her begrenzt (L.Wittgenstein, Briefwechsel [..], 1980,96); dazu
Ethos Neutr. , ›sittliche Haltung des Menschen, moralisches Bewußtsein‹; im 18. Jahrhundert (L245 2W.Pfeifer) über das Lateinische < griech. ethos ›Charakter, Sitte, Herkommen‹; seit dem späteren 19. Jahrhundert (L138 HWbPh) ›Triebkraft für eigenes Handeln, akzeptable moralische Normen einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe‹.